„Globalisierung ist eine Chance“
Unter dem Druck globaler Konkurrenz einerseits und steigender heimischer Lohnkosten andererseits liebäugeln viele heimische Konzerne im Zuge der Globalisierung mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland. Dazu kommen die noch immer enormen Wachstumsraten beispielsweise in asiatischen Ländern, die auf Unternehmen wie Magneten wirken. Während das österreichische Wirtschaftswachstum bei einem Prozent dahindümpelt, kann China oder Indonesien mit Steigerungen von mehr als acht beziehungsweise sechs Prozent aufwarten. „Wir müssen noch stärker ein asiatisch geprägtes Unternehmen werden“, sagt auch Peter Untersperger, Chef der Lenzing AG, die in Oberösterreich rund 600 Jobs streichen will. Schon jetzt macht Lenzing 60 Prozent des Geschäfts in Asien. In den nächsten Jahren soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen.
Die zu 93 Prozent im Eigentum der Lenzing stehende South Pacific Viscose in Purwakarta (Indonesien) ist mit 2000 Mitarbeitern die größte Viskosefabrik der Welt. Rund 300 Mio. Euro wurden in den vergangenen fünf Jahren dort investiert. In den chinesischen Faserstandort Nanjing sind rund 55 Mio. Euro geflossen.
Auch die Linzer voestalpine setzt den Fokus vermehrt auf Asien. In den kommenden sieben Jahren will das Unternehmen mehrere hundert Mio. Euro in Asien investieren, verrät voest-Chef Wolfgang Eder. Derzeit tätigt der heimische Stahlriese mit einer 550 Mio. Euro teuren Anlage in den USA die bisher größte Auslandsinvestition seiner Geschichte. Die USA locken viele Konzerne mit niedrigen Energiepreisen (Schiefergas) und einer offenen Wirtschaftspolitik.
Dennoch: Viele heimische Manager sehen die Globalisierung gerade für die stark exportorientierte oö. Wirtschaft positiv. „Aus unserer Sicht ist die Globalisierung für Oberösterreich eine Chance, vor allem was den Technikbereich betrifft“, meint Günter Kitzmüller, Finanzvorstand des Leondinger Feuerwehr-Ausrüsters Rosenbauer. Standorte außerhalb Österreichs seien für Rosenbauer deshalb sehr wichtig, da man Produkte nach den verschiedenen Normen in den jeweiligen Ländern bauen könne.
Innovationskraft
Andreas Klauser, Chef von CNH Industrial Europa (Steyr Traktoren), schlägt in dieselbe Kerbe. Die wachsende Globalisierung ist keine Bedrohung für unseren Standort, im Gegenteil, sagt Klauser. Eine Absicherung des heimischen Standortes gäbe es durch Innovationskraft und hoch qualifiziertes Personal. Produktionsverlagerungen sind branchenabhängig. „Gerade bei der heimischen Automotiv- und Hightechindustrie sind keine Verlagerungen zu erwarten“, prognostiziert Klauser. Zu Lenzing meint er, „es sei das richtige Maß zwischen sozialer Gerechtigkeit und Gewinnoptimierung zu finden“.
Ein weiteres positives Beispiel zusammenwachsender Märkte ist der Innviertler Flugzeugteilebauer FACC. Vor vier Jahren war der Schrecken groß, als die Chinesen als neue Eigentümer auftraten. Mittlerweile hat der Technologiekonzern seinen Unternehmenssitz in Ried im Innkreis stark ausgebaut. „Wir investieren gerade 200 Mio. Euro am Standort und haben 500 Ingenieure eingestellt“, erläutert FACC-Vorstand Walter Stephan. Das Unternehmen habe sich auf komplexe Teile spezialisiert, daher sei man vor Niedriglohnländern geschützt, so Stephan, „doch nur so lange, wie man sich weiterentwickelt und hohe Investitionen in Forschung und Entwicklungen tätigt“.
Für den Linzer Wirtschaftsprofessor Helmut Pernsteiner gibt es keine Alternative zur Globalisierung: „Wir können uns nicht abschotten, daher müssen wir Chancen suchen.“
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