Freund getötet und angezündet: Prozess gestartet

Die Angeklagte vor Prozessbeginn am Landesgericht in Steyr.
24-Jährige beteuert tödlichen Sexunfall. Einweisung in Anstalt beantragt.

Eine 24-jährige Frau hat sich am Dienstag vor dem Landesgericht Steyr verantworten müssen, weil sie einen 43-Jährigen getötet und dann seine Wohnung in Brand gesteckt haben soll. Die Staatsanwaltschaft hat die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt. Laut Verteidigung handle es sich aber nicht um Mord, sondern um einen Sex-Unfall mit tödlichem Ausgang.

Gefährlichkeit attestiert

Die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner bescheinigt der Frau eine höhergradige geistige Abnormität und Gefährlichkeit. Anklage und Verteidigung sind sich einig, dass am Ende des Prozesses - voraussichtlich am Mittwoch - eine Einweisung stehen werde. Während die Staatsanwaltschaft die Tötung aber als Mord sieht, gesteht die Verteidigung nur die Tötung im Rahmen von Fesselspielen zu. Zu weiteren Anklagepunkten - der versuchten Brandstiftung, des versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt und der schweren Körperverletzung an einer Polizistin - sei sie geständig, sagte ihr Anwalt Andreas Mauhart.

Die Angeklagte und das spätere Opfer hatten sich in einem Etablissement in Steyr kennengelernt, wo die 24-Jährige als Prostituierte gearbeitet hat, und eine Beziehung begonnen, schilderte Staatsanwalt Andreas Pechatschek. "Im Lauf der Zeit reifte in ihr der Gedanke, dass er sie im Computer gefangen halte und im Computer vergewaltige." Sie habe auch gesagt, sie werde ihn abfackeln.

Angeklagte bestreitet absichtliche Tötung

Am Tattag soll sie den nackten Mann geknebelt, an die Heizung gefesselt, erstickt, mit Benzin übergossen und angezündet haben. Dann sei sie mit dem Auto des Opfers geflüchtet. Obwohl es ein lückenloses Bewegungsprofil über zwei Tage und etliche Beweise - so wurde beispielsweise die Handtasche der Frau mit einem Einfüllstutzen für den Benzinkanister am Tatort gefunden - gebe, streite die Angeklagte den Mord ab, so der Staatsanwalt. In ihren Einvernahmen habe sie gesagt, "die Illuminati" seien schuld am Tod des Mannes.

"Die Frage, ob meine Mandantin das Opfer getötet hat, ist mit absoluter Sicherheit mit Ja zu beantworten", sagte Verteidiger Andreas Mauhart. Es gehe aber um die Frage, was sie zum Tatzeitpunkt gewollt habe. Das Opfer habe spezielle sexuelle Vorlieben gehabt, sei gerne gedemütigt worden. "Spätestens nach '50 Shades of Grey' wissen wir, dass das gefährlich sein kann", so Mauhart.

Vor Gericht wirkte die Angeklagte extrem ruhig. "Es war ein Unfall", beteuerte die blonde, junge Frau. Dass sie bei ihren Einvernehmen gesagt habe, er halte sie im Internet gefangen, relativierte sie: "Ich war damals so neben der Spur, dass ich das geglaubt habe."

Den Benzinkanister habe sie dabeigehabt, weil ihr das Opfer versprochen habe, dass sie sein Auto haben könne - als Gegenleistung für eine Erotik-Massage. Aus ihrer Sicht habe sie keine Beziehung mit dem Mann gehabt. "Es war ein Tauschgeschäft" - sie habe seine Wünsche nach Demütigung erfüllt, er habe ihr Geld gegeben.

"Schockiert daneben gestanden"

"Ich wollte nicht, dass er stirbt", beteuerte die Angeklagte in ihrer Einvernahme. Wieso sie nicht eingegriffen hat, als sie merkte, dass der Mann bei den Bondage-Spielen keine Luft mehr bekam, konnte sie aber nicht wirklich erklären. Sie sei einfach "schockiert danebengestanden" und habe zugeschaut.

Sie sei den Wünschen des Opfers - fesseln, knebeln, beleidigen, auspeitschen etc. - immer nur widerwillig nachgekommen, erzählte sie. Am Tattag habe sie den 43-Jährigen auf dessen Wunsch mit Klopapier geknebelt, ihn gefesselt und ihm danach einen Sack über den Kopf gestülpt, "damit er nichts mehr sieht".

Als Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist und sie aufhören soll, sei vereinbart gewesen, dass er die Hand hebt. Das habe er - trotz Fesselung offenbar für sie erkennbar - getan. Wieso sie dann nichts unternommen habe? "Ich habe nicht mehr gewusst, was ich tue." Und: "Ich habe mich so verfolgt gefühlt, ich habe so einen Hass gehabt, obwohl ich ihm nichts tun wollte."

Ein Bekannter der Frau berichtete, dass sie mehrmals gesagt habe, der 43-Jährige sei ein Dämon und sie wolle ihn töten. "Ich habe aber geglaubt, sie meint es gar nicht so", sagte er dann. Sie habe ihn auch gefragt, wie man einen Menschen umbringt. "Wahrscheinlich hat sie gedacht, dass ich das kann, weil ich Fleischer bin."

Bekannter warnte Opfer

Kurz vor der Tat fuhr er sie auf ihre Bitte hin zu dem späteren Opfer. Als sie unterwegs einen Benzinkanister kaufte, "bin ich schon recht nachdenklich geworden", so der Mann weiter. Er habe den 43-Jährigen gewarnt und dafür gesorgt, dass die 24-Jährige nicht bei ihm bleibt, sondern sie wieder zurück nach Hause gefahren.

Kurz darauf machte sich die Frau aber offenbar erneut auf den Weg zum späteren Opfer. Laut Gerichtsmediziner kann nicht sicher gesagt werden, ob der Mann bei Brandausbruch noch gelebt hat oder nicht. Die beiden Knebel im Rachen und das zur Befestigung verwendete T-Shirt, das auf die Halsschlagader drückte, können demnach beide todesursächlich gewesen sein.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt, dann sollen noch Zeugen und die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner, die der Frau Zurechnungsunfähigkeit bescheinigt, zu Wort kommen. Ein Urteil ist ebenfalls für diesen Tag geplant.

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