AKH Linz: Anzeige, weil Chirurg im Krankenstand operierte

Die operativen Eingriffe werden im Sitzen durchgeführt
Trotz Hüft-OP wollte Oberarzt unbedingt arbeiten, seine Patienten waren informiert.

Für Wirbel sorgte am Mittwoch ein anonymer Schreiber, der dem AKH Linz Missstände vorwarf und Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft und Ärztekammer ankündigte. "Der Ärztemangel treibt jetzt schon perverse Blüten. Obwohl selbst frisch operiert, hat Oberarzt X. (Name geändert, Anm.) während seines Krankenstandes einen ganzen Tag lang im OP gestanden und Patienten operiert", heißt es in dem eMail, das dem KURIER vorliegt. Der Unfallchirurg sei auf Krücken in den OP-Saal gehumpelt und "dort auf Patienten losgelassen worden".

Anschließend habe er seinen Krankenstand weitergeführt. Ein Patient soll eine schwere postoperative Komplikation in Form einer Thrombose erlitten haben. "Dies war Gespräch unter den Mitarbeitern", heißt es. K. soll den Krankenstand später ein weiteres Mal unterbrochen haben, um einen 24-Stunden-Dienst zu machen. Im Anschluss sei er wieder in den Krankenstand gegangen. "Ein derartiges Vorgehen ist eine riesige Sauerei!", kommentiert der anonyme Schreiber.

Primar Oskar Kwasny, Chef des beschuldigten Arztes, bestätigt im KURIER-Gespräch, dass dieser am 12. und am 18. Mai – während seines Krankenstandes – insgesamt sechs Patienten operiert habe. "Die Betroffenen wussten Bescheid, es war ihr ausdrücklicher Wunsch, sich von ihm operieren zu lassen."

Der Arzt habe sich nach einer Hüft-OP am 30. April sehr rasch erholt und sei 14 Tage später bereits am Heimtrainer gesessen. "Er hat die geplanten Eingriffe daher unbedingt selbst durchführen wollen. Aus medizinischer Sicht hat nichts dagegen gesprochen, weil er dabei sitzt." Unter anderem habe sich auch ein Kollege von ihm das Kreuzband operieren lassen.

Keine Personalnot

Der Patient, der die Thrombose erlitt, sei für die Schienbeinkopf-Operation eigens aus dem Ausland gebracht worden. "Seine Thrombose war keine Folge der OP, sondern der Verletzung." Für den 24-Stunden-Dienst habe X. sich gesund und im Anschluss wieder krank gemeldet. Kwasy: "Er sagte, es sei ohne Weiteres gegangen, aber anstrengend war es schon."

AKH-Direktor Heinz Brock sieht der Anzeige gelassen entgegen: "X.’ Einsatz hatte mit Personalnot nichts zu tun, im Gegenteil: Wir hatten für ihn bereits einen Ersatz eingeteilt."

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