Viel Wirbel um SS-Runen auf Grab

Viele hoffen auf die Beseitigung der Nazi-Zeichen.
Stadt hat ein Prüfungsverfahren eingeleitet

Herr S. aus Wien besucht oft den Friedhof im St. Pöltener Stadtteil Viehofen. Hier liegt sein Sohn begraben, hier will er in Ruhe trauern.

Doch der Ärger ist jedes Mal groß, wenn er auf den Grabstein blickt, der vis-à-vis der Gedenkstätte seines Sohnes zu finden ist. Denn hier wurden unübersehbar SS-Runen eingraviert – und zwar für "Pipsi" Godderidge, der vor seinem tödlichen Motorradunfall 1937 die Ehrenbezeichnung SS-Scharführer erhielt. "Die SS-Runen, die im Grabstein eingeschlagen sind, sind seit dem Verbotsgesetz zu NS-Abzeichen von 1947 verboten. Sie müssen entfernt werden. Auch deshalb, weil sie eine Erinnerung an die Teilnahme an einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sind", sagt S., der auch die Friedhofsverwaltung informierte. Ein Prüfungsverfahren wurde eingeleitet.

Makel beseitigen

In die selbe Kerbe schlägt auch der ehemalige St.Pöltener SPÖ-Stadtrat Siegfried Nasko, der wie kein anderer die Geschichte der Landeshauptstadt kennt. "Aus Gründen der Pietät sollte man diese Nazi-Zeichen entfernen. Es wäre doch sogar ein Dienst an dem Verstorbenen, wenn man diesen Makel beseitigen würde", sagt Nasko, der vor kurzem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen bekam.

Auf eine rasche, unbürokratische Lösung hofft auch Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Laut Mernyi seien derartige Fälle schon öfter bekannt geworden. "Meistens konnten wir aber in einem persönlichen Gespräch mit dem Besitzer des Grabes die Sache schnell klären und die Symbole wurden dann auch ohne gröberen Widerstand entfernt." Deshalb halte er auch nicht viel davon, wenn eine Anzeige erstattet werden würde, sagt Mernyi.

Der KURIER erreichte den ehemaligen Kurator des Grabes, Hans-Oliver Godderidge. "Der besagte Godderidge ist früh verstorben und hatte eigentlich mit den Nazis nicht viel zu tun gehabt. Ob die Runen entfernt werden,weiß ich nicht."

Die Familie ist jedenfalls in der Hauptstadt angesehen, die Mitglieder weit verstreut. Der Name Godderidge wurde vor allem durch die betriebene Seidenfabrik in Viehofen sehr bekannt.

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