Refugium für 200 minderjährige Flüchtlinge

Kaufmann-Bruckberger will die Zahl von 640 unbegleiteten, jungen Flüchtlingen in Traiskirchen reduzieren
Einrichtung für traumatisierte Jugendliche. Land NÖ stellte Pilotprojekt bereits in Brüssel vor.

Minderjährige Flüchtlinge haben einen besonders schweren Stand. Häufig haben die Kinder und Jugendlichen in ihren Heimatländern Mord, Zwangsrekrutierung, Vergewaltigung oder Folter erlebt. Viele mussten ohne Familie auf sich alleine gestellt flüchten. Die Asyllager in der EU sind in der Regel nicht auf die entsprechende Betreuung dieser unbegleitenden minderjährigen Flüchtlinge (UMF) eingestellt. Mehr als 700 von ihnen leben aktuell in Österreich, 640 davon im Lager Traiskirchen. Wie der KURIER vorab erfuhr, will das Land nun mit einem Pilotprojekt neue Wege gehen.

"Wir haben uns entschlossen, ein Kompetenzzentrum zur Betreuung dieser jungen Flüchtlinge aufzubauen", sagt die zuständige Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger. Dieses soll Platz für bis zu 200 Kinder und Jugendliche bieten. Die sehr oft traumatisierten Flüchtlinge sollen dort intensive Betreuung bekommen. Geplant ist eine Kooperation mit der Wiener Sigmund Freud Privatuniversität, um auch psychologische und psychotherapeutische Behandlungen anzubieten.

Standort

Ein optimaler Standort für das Refugium ist bereits gefunden. Es wird im nö. Zentralraum entstehen. Vorerst soll der Ort geheim bleiben, um alle notwendigen Verhandlungen "in Ruhe und ohne unnötige Polemik" abschließen zu können, heißt es aus dem Büro der Landesrätin. Der Vorbehalt gegen Unterkünfte dieser Größenordnung sei eben sehr groß. "Aber wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Jetzt sind besondere Maßnahmen gefragt."

Das Projekt "Youth Refugium NÖ" hat Kaufmann-Bruckberger vorgestern der EU-Kommission in Brüssel vorgestellt. Fazit: "Die EU würde das Projekt sehr begrüßen." In Brüssel wisse man um den Ernst der Lage: "Laut den Experten ist die Flüchtlingssituation mehr als dramatisch. Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Zustrom weiter zunimmt", sagt die Landesrätin.

Dass die Zeit drängt, sieht man an einem anderen Beispiel: Bei einer Unterkunft für rund 40 junge Flüchtlinge steht die Prüfung durch die zuständige Jugendwohlfahrt aus. Jetzt hat man sich verständigt, die Prüfung parallel zum Einzug der ersten Flüchtlinge durchzuführen.

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