Kochkünstler mit Bodenhaftung

Gasthaus Floh
Regionale Küche, ausgezeichnet mit zwei Gault-Millau-Hauben.

Wer regionale Küche auf Topniveau erleben will, kommt um einen Besuch im Tullner Vorort Langenlebarn kaum herum. Dort sorgt seit nunmehr 20 Jahren ein leidenschaftlicher Koch für verzückte Mienen im Antlitz seiner Gäste: Josef Floh hat es geschafft, das ehemalige Dorfwirtshaus seiner Eltern in ein mehrfach Hauben-gekröntes Restaurant zu verwandeln, und dabei trotzdem bodenständig zu bleiben.

Kochkünstler mit Bodenhaftung
Der kultige Familienbetrieb – Josef Floh führt ihn gemeinsam mit Ehefrau Elisabeth und Schwester Gerda – unterscheidet sich in mehreren Punkten von den meisten anderen Gourmet-Tempeln des Landes. Da wäre einmal die modern-rustikale Atmosphäre, die durch einen Umbau vor zwei Jahren noch betont wurde: Der Patron gab die Linie "Wirtshaus bleibt Wirtshaus" vor und verzichtete auf geschniegeltes Restaurant-Ambiente. In die Gaststube kamen auch nach der Renovierung die selben Vollholz-Möbel, auf denen schon seine Eltern ihre Gäste bewirtet haben.

Radius 66

Kochkünstler mit Bodenhaftung
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu vielen anderen Hauben-Restaurants: Hummer, Kaviar und Foie Gras wird man beim Floh vergeblich suchen. Dafür gibt es Mangalitza-Schweinefleisch vom Bio-Bauern um die Ecke, Joseph-Brot aus dem Waldviertel, Balsamico-Essig von Kammersänger Herwig Pecoraro aus Klosterneuburg-Kierling, Dry-Aged-Beef vom Wagram oder eingelegtes Gemüse vom burgenländischen Paradeiser- König Erich Stekovics. "Radius 66" nennt der Wirt seine Einkaufslinie: "Das umfasst Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland. 99 Prozent unserer Lieferanten stammen aus diesem Umkreis."
Kochkünstler mit Bodenhaftung
Gasthaus Floh
Bemerkenswert sind auch Keller und Weinkarte des Wirtshauses: Rund 2000 verschiedene Weine stehen auf der Karte, rund 15.000 Flaschen lagern im Weinkeller. Dieses Engagement hat auch das internationale Fachmagazin "Wine Spectator" gewürdigt und den "Best of Award of Excellence" verliehen – eine Auszeichnung, die nur einer Hand voll Betriebe in Österreich zuteil wurde. Mit dem "Floh Weincup" holte der Patron die bekanntesten Winzer des Landes zum humorigen Wettstreit in sein Wirtshaus.

Floh-Markt

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Gasthaus Floh

Weil man von der Langenlebarner Cuisine und ihren regionalen Zutaten selten genug bekommt, gibt es die meisten Produkte, mit denen der Floh kocht und viel selbst Produziertes im angeschlossenen Hofladen, dem "Floh Markt" zum Mitnehmen. "Wir kochen jedes Jahr 5000 Gläser Obst, Gemüse und Fonds ein und produzieren auch Blunzen und Lardo selbst", erzählt der Patron.

Bleibt die Frage, was dem 44-Jährigen Unternehmer und Starkoch wirklich wichtig ist. Für die Antwort braucht er nicht lange nachzudenken: "Meine Familie, die Wiener Austria und Respekt – vor den Menschen, den Produkten und vor sich selbst."

Anders als die meisten Wirte hat der Floh seine Speisekarte nicht nach Vorspeisen, Zwischengerichten, Hauptgängen und Desserts eingeteilt, sondern nach Herkunft und thematischer Zugehörigkeit der Speisen, die fast ausschließlich aus der Region stammen.

So gibt es auf der Seite "Garten, Feld und Wiese" vegetarische Gerichte; z. B. die Tarte aus Tullnerfelder Bio-Spargel und Ziegenfrischkäse um 12,50 Euro. Unter dem Motto "aus dem Wasser" werden fischige Vor- und Hauptspeisen angeboten, etwa gebratener Wels mit jungem Knoblauch, Petersilwurzel und violetten Erdäpfeln (26,50 Euro). Unter der Überschrift "Wirtshaus Pur" finden sich die Klassiker der Floh-Küche; dazu zählt Flohs legendäres Kalbszüngerl mit Kernöl und Kren um 9,40 Euro.

Vor oder nach einem köstlichen Mahl beim Floh lädt das Tullnerfeld zu Ausflügen in die Natur und Kultur der Region.

Gleich um die Ecke wartet Egon Schieles Geburtsstadt Tulln, wo dem großen Maler ein eigener Themenweg gewidmet ist. Ausgehend von den Geburtsräumen im Hauptbahnhof kann man in der ganzen Stadt auf den Spuren des Künstlers wandeln.

Neben Schiele ist Tulln auch als Garten-Kompetenzzentrum bekannt. In Europas einiger ökologischer Gartenschau, der "Garten Tulln", geben die Gärtner der Region mit Dutzenden Schaugärten Beispiele für zeitgemäße Grünraum-Gestaltung.

Wer guten Wein liebt, braucht nur die Donau zu überqueren. Am Nordufer beginnt mit dem Wagram die vielleicht spannendste Weißwein-Region Österreichs, wo neben spritzigem Grünen Veltliner auch die regionale Spezialität Roter Veltliner wächst.

Mit dem nie eröffneten Atomkraftwerk Zwentendorf liegt auch die vielleicht schrägste Touristenattraktion des Landes im Tullnerfeld. Wer Reaktor und Sicherheitstechnik der 1970er-Jahre aus nächster Nähe sehen will, kann dies im Rahmen einer Sonderführung tun: Die EVN zeigt am Mittwoch, 18. Juni ab 17 Uhr 15 KURIER-Lesern das AKW.

Anmeldung unter stefan.zach(at)evn.at

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