Bauarbeiter versetzen Berge für freie Fahrt ab Mitte 2017

Umfahrung: Großbaustelle bei Zwettl
Zweieinhalb Jahre lang werken die Baumaschinen, um das tägliche Stauchaos zu beenden.

Rund um Zwettl wird derzeit kräftig Staub aufgewirbelt. Das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint. Seit Kurzem donnern im Minutentakt voll beladene Lkw über eine zwei Kilometer lange Verbindungsstraße von Dürnhof nach Stift Zwettl, um ausgehobene Erde auf einer frisch angelegten Deponie vor den Toren des Zisterzienserklosters abzuladen. Insgesamt 1,1 Millionen Kubikmeter, umgerechnet zirka 20.000 Lkw-Ladungen Erdreich müssen abgetragen werden, um für die fast elf Kilometer lange Umfahrungsstraße Platz zu schaffen. Wenn der Zeitplan hält, dann kann die 158 Millionen Euro teure Trasse Mitte 2017 erstmals befahren werden. Sie ist Teil eines milliardenschweren Ausbauprogramms für die nö. Verkehrsinfrastruktur, der KURIER berichtete.

Die Bauarbeiter wissen, dass die Zeit drängt. Daher wird nördlich von Zwettl gleich an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet. Während mehrere Planierraupen mit GPS-unterstützten Sensoren das Trassenstück zwischen Stift Zwettl und B 36 ausheben, entstehen im Gradnitztal und Demutsgraben erste Brückenfundamente. Gleich daneben ragen mehrere bis zu 70 Meter hohe Baukräne in den Himmel, die später tonnenschwere Brückenteile in die richtige Position hieven sollen.

205-Meter-Brücke

Bauarbeiter versetzen Berge für freie Fahrt ab Mitte 2017
Umfahrung Zwettl, Großbaustelle, Waldviertel
"Wir rechnen damit, dass bis Jahresende die 205 Meter lange und 29 Meter hohe Brücke im Gradnitztal – sie ist die längste Konstruktion im ganzen Baulos – fertiggestellt sein wird", erklärt Wolfgang Leitgöb, Projektleiter vom Land NÖ, der in Abstimmung mit Verantwortlichen der "Umfahrung Zwettl Errichtungs- und Betreibergesellschaft mbH" den Bauablauf koordiniert.

Nur, wer genau schaut, entdeckt zwischen riesigen Erdhügeln und Schalungswänden die Bauarbeiter. Im Demutsgraben bauen Eisenbieger ein Grundgerüst auf, das einem Betonpfeiler Stabilität gibt. Mehr als 33.000 Kubikmeter – zirka 1400 Lkw-Ladungen – Beton und 3900 Tonnen Stahl werden benötigt, um fünf gewaltige Talübergänge und 16 kleinere Brücken – insgesamt eine Länge von 1000 Metern – errichten zu können.

Noch ehe die ersten Talübergänge fertig gebaut sind, wird ein 1,1 Kilometer langes Teilstück der B 36 bei Dürnhof begradigt. "Damit in diesem Bereich gefahrlos gearbeitet werden kann, muss der Verkehr schon demnächst auf eine provisorische Spur ausweichen", erklärt Leitgöb. Auch auf den Wander- und Radwegen rund um Zwettl sind Umleitungen nötig ( Details im Internet unter: www.zwettl.info).

Im Gegenzug dürfen sich die Zwettler auf Entlastung vom Durchzugsverkehr freuen. Und Pendler können auf der Fahrt von Gmünd nach St. Pölten mit einer Zeitersparnis von zehn Minuten rechnen.

Infos: Bäume und Lärmschutz

Rund 110.000 Tonnen Asphalt sowie 21 Kilometer Kanal und Rohre werden für die exakt 10,7 Kilometer lange Nordumfahrung verbaut. Sechs Anschlussstellen und 21 Brücken (davon fünf Talübergänge) sind vorgesehen. Damit die Lärmbelastung durch den Verkehr nahe Zwettl minimal bleibt, bekommen die Anrainer im Nebenort Rudmanns eine 1,5 Kilometer lange und bis zu 2,5 Meter hohe Lärmschutzwand. Als Ausgleichsmaßnahmen für die gigantischen Erdbewegungen müssen nach Abschluss der Bauarbeiten 35.000 Sträucher und Bäume neu gepflanzt werden.

Kommentare