Aktion scharf: 210 Euro für ein Eis

Der Eissalon liegt dem Parkplatz gegenüber. Praktisch für die Kunden, doch auf den Privatbesitz wird deutlich hingewiesen
Geschäftsleute bitten Gelati-Fans, die illegaler Weise ihre Parkplätze nutzen, konsequent zur Kassa.

Meiner Meinung nach ist das Abzocke und eine Frechheit." Lisa M. ist stocksauer. Nur fünf Minuten hielt ihr Mann Mitte Mai in Laxenburg auf einem Privatparkplatz, um schnell eine Box aus dem nahen Eisgeschäft zu holen. Das reichte für eine Besitzstörungsklage. 210 Euro musste sie als Fahrzeughalterin zahlen – für ein Eis. Zu unrecht, wie M. findet.

Ein fast schon kurioser Abstrafungs-Marathon sorgt seit wenigen Wochen im Ort für Ärger. Dutzende Lenker beschwerten sich am Gemeindeamt. Knapp 300 Zahlungsaufforderungen sind bisher von den beschäftigten Anwälten an Falschparker verschickt, mehr als 31 Klagen eingebracht worden.

Die Geschichte ist eindeutig und doch verzwickt: Der Parkplatz im Ortszentrum gehört zu drei Geschäften: Dem Café Herzoghof, dem Adeg-Markt und der Raiffeisenbank. Jahrelang durfte dort auf Kulanz kostenlos geparkt werden – was an schönen Sommertagen Dutzende Kunden des gegenüberliegenden Eissalons nutzten.

Aktion scharf: 210 Euro für ein Eis
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Und ausnutzten, wie Kaffeehaus-Chefin Beatrix Siegl sagt. Doch heuer war damit Schluss. "Wir strafen ja nicht böswillig, aber die Zustände waren schon existenzbedrohend", erklärt sie. Kunden wären ferngeblieben, weil sie keine Parkplätze mehr gefunden hätten. "Wir sind von den Parkmöglichkeiten abhängig", sagt auch Adeg-Chef Gerhard Holub. "Seit wir strafen, habe ich wieder zehn Prozent mehr Umsatz." Lediglich die Raika verzichtet auf ihren gekennzeichneten Parkplätzen auf Klagen. Infos im Vorfeld sowie neu aufgestellte Tafeln und große Transparente wurden und werden von den Leuten jedoch ignoriert, meinen die Geschäftsleute. Dass das Recht eingehalten wird, dafür sorgen Siegl und ihr Lebensgefährte. Sie überwachen den Parkplatz, fotografieren die Autos und beobachten, wo ihre Besitzer einkaufen und wie lange.

Zum Leidwesen des Eissalons, der nun seinerseits Kunden verliert. Zwar kann Inhaber Maximilian Spitzer die Nachbar-Geschäftsleute verstehen, aber: "Wir wussten nicht, dass das ein Problem ist, sonst hätten wir unsere Kunden schon früher darauf hingewiesen." Das lassen die Herzoghof-Verantwortlichen nicht gelten. Man hätte schon länger diesbezüglich Kontakt gehabt.

Drohungen

Die Maßnahme hat allerdings nicht nur für die Parker üble Konsequenzen. Siegl wurde bereits beschimpft, bedroht, sogar ihr Auto zerkratzt. Und die Geschäftsleute haben zumindest eine Kundin verloren. Obwohl M. oft bei Adeg eingekauft und im Herzoghof Kaffee getrunken hat, habe es keine Kulanz gegeben. Sie will die Geschäfte nicht mehr nutzen. "Ich bin mir vorgekommen, wie ein Schwerverbrecher."

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