40 Asylwerber für Mini-Dorf zu viel

Josef Rossmanith, Gerhard Dogl und Markus Wandaller (v.l.) haben kein Problem mit Asylwerbern, nur muss die Quote passen
Bewohner von 212-Seelen-Ort fühlten sich durch Projekt überfordert und haben Reduktion erreicht.

Wo immer Asylwerber untergebracht werden, sind Verwaltung und Bürger mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert.

In Breitensee etwa. Es liegt direkt an Österreichs Grenze zu Tschechien. Der Vorort von Gmünd kann seinen 212 Bewohnern einen Postkasten, eine Bushaltestelle, ein Strandbad und jede Menge Dorfidylle bieten. Doch seit bekannt wurde, dass 30 bis 40 Asylwerber einziehen sollten, ist die ländliche Ruhe gestört.

Einwohner fürchten, dass bei einer großen Anzahl an Flüchtlingen Probleme auftauchen könnten, weil im Ort Infrastruktur fehlt. "87 Prozent unserer Bevölkerung sind für die Unterbringung. Das muss aber in einem vernünftigen Maß passieren", sagt Gerhard Dogl, ein besorgter Bewohner. Er fordert eine Asylquote von zwei Prozent.

Pläne

Nur einen Steinwurf von seinem Haus entfernt sollen auf einer Wohnfläche von insgesamt 330 Quadratmetern 30 bis 40 Asylwerber untergebracht werden. Das soll der Hauseigentümer, der trotz mehrmaliger Versuche für den KURIER nicht erreichbar war, in einer Bauverhandlung angekündigt haben. Seine Pläne wollen die besorgten Bewohner nicht so einfach hinnehmen. Sie haben eine Unterschriftenaktion gestartet. "Wir können uns vorstellen, vier bis fünf Erwachsene oder maximal zwei Familien aufzunehmen. Es gibt auch schon Überlegungen, wie wir sie ins Dorfleben integrieren können. Aber 40 Asylwerber sind kein verträgliches Verhältnis zu unserer Einwohnerzahl", sagen auch Markus Wandaller und ÖVP-Gemeinderat Josef Rossmanith. Die größte Schwachstelle bei der Unterbringung von Asylwerbern in Breitensee sei die fehlende Infrastruktur. "Es gibt kein Geschäft, der Bus fährt nur zwei bis vier Mal täglich durch den Ort und zu Fuß ist die Entfernung bis Gmünd zu groß", schildert Dogl, der "Geschäftemacherei eines Hausbesitzers auf Kosten der Lebensqualität" nicht akzeptieren wird.

Distanz

Dass sich die Freiheitlichen in die Debatte um eine mögliche Asyl-Unterkunft in Breitensee medienwirksam einmischen, gefällt den Dorfbewohnern überhaupt nicht. "Wir haben nichts gegen Asylwerber, sind auch nicht fremdenfeindlich. Daher distanzieren wir uns ganz deutlich von der FPÖ", sagt Dogl.

Gmünds Bürgermeisterin Helga Rosenmayer (ÖVP) sieht sich in der Diskussion als wertfreie Vermittlerin. "Wir hatten vor Kurzem eine Besprechung im Feuerwehrhaus. Die ist mit allen Beteiligten sehr sachlich über die Bühne gegangen", freut sich Rosenmayer. Aus ihrer Sicht ist klar, dass die Flüchtlinge unbedingt Hilfe brauchen. Aber: "40 sind für Breitensee im Verhältnis zur Einwohnerzahl zu viel." Daher habe sie nach Rücksprache beim Land NÖ die Zusage erhalten, dass maximal zehn Asylwerber nach Breitensee kommen werden. "Darauf können wir uns verlassen. Aber zuerst müssen noch die Wohnungen fertig adaptiert werden", sagt Rosenmayer.

Auf Flüchtlinge bereitet sich die Stadtgemeinde Horn gemeinsam mit der Caritas derzeit mit einer umfassenden Versorgungsinitiative vor. Sobald im früheren "Stephansheim" ein paar Reparaturen erledigt sind, sollen 100 Asylwerber darin ein neues Zuhause finden.

Bürgermeister Jürgen Maier plant gleichzeitig einen ständigen Beirat für die Kriegsflüchtlinge, um zwischen Organisationen, Behörden, Gemeinde, Asylwerbern und Bürgern einen transparenten Informationsaustausch zu ermöglichen und Integrationsmaßnahmen setzen zu können.

Wo noch bis vorigen November 100 Senioren untergebracht waren, sollen demnächst genauso viele Flüchtlinge einziehen. Das alte Stephansheim, das zur "Haus der Barmherzigkeit"-Gruppe gehört, steht seit der Übersiedlung der Pensionisten in ein neues, modernes Pflegeheim vollständig leer, erklärte Geschäftsführer Florian Pressl. Alle Zimmer seien gut und behindertengerecht ausgestattet. Es stünden auch Aufenthaltsräume für soziale Kontakte zur Verfügung.

Die Betreuung der Flüchtlinge wird die Caritas spätestens in zwei Wochen übernehmen. "Wir nehmen unser Pilotprojekt ,Kompa’ in Klosterneuburg als Vorbild", erklärt Caritas-Sprecher Martin Gantner. Die Idee: Durch gemeinsame Aktivitäten und Info-Veranstaltungen will man eine Beziehung zwischen Flüchtlingen und der Bevölkerung herstellen und gegenseitiges Verständnis fördern. Eine Informationsveranstaltung ist schon am 10. Juni, ab 18 Uhr, im Horner Vereinshaus geplant. "Wir hoffen, dass sich Freiwillige melden, die beispielsweise Deutsch-Nachhilfe geben wollen", sagt Gantner.

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