"Fußball-Richter" beraten über lebenslange Sperre

Mit dem Hitler-Symbol "88" lief ein Kicker auf, nun drohen Konsequenzen
Ermittlungen nach Verbotsgesetz und wegen Verhetzung. Verstöße nehmen derzeit europaweit zu.

Mit weitreichenden Konsequenzen hat jener Klagenfurter Fußballer zu rechnen, der am Wochenende mit dem NS-Symbol "88" auf den Stutzen gespielt hat und gegnerische Kicker von Sele/Zell mit Nazi-Parolen beschimpft haben soll: Heute, Mittwoch, drohen ihm eine Sperre durch den Kärntner Fußballverband (KFV) und der Ausschluss aus dem Verein.

Und es kann strafrechtliche Folgen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz geben. Der Beschuldigte des ASKÖ Wölfnitz wird in den nächsten Tagen beim Verfassungsschutz vorgeladen. "Zwei Spieler von Sele/Zell haben Anzeige erstattet. Es besteht kein Zweifel an der Darstellung", sagt der Leiter des Verfassungsschutzes, Helmut Mayer.

Sollten dem 24-jährigen Unterliga-Ost-Kicker vor Gericht die vorgeworfenen Taten nachgewiesen werden, droht nach dem Verbotsgesetz eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren. Die Liste der Vorwürfe umfasst ein deutlich sichtbares Tragen der für "Heil Hitler" stehenden Zahl 88 auf den Stutzen, Erheben der rechten Hand zum Hitlergruß und Rufen von NS-Parolen. Wenn der Tatbestand der Verhetzung erfüllt ist, sind Strafen bis zu zwei Jahren vorgesehen.

Erste Konsequenz

Eine erste Konsequenz könnte es bereits Mittwochabend geben, wenn der Strafausschuss des Kärntner Fußballverbandes tagt. "Sofern sich die Vorwürfe bestätigen, ist in solch einem Fall eine Mindeststrafe von fünf Spielen vorgesehen. Aber es existiert keine Obergrenze. Es ist auch eine lebenslange Sperre für den Spieler, ein Platzverbot sowie eine Geldstrafe für den Verein möglich", sagt KFV-Geschäftsführer Richard Watzke. Dafür müsste man aber dem ASKÖ Wölfnitz eine Mitschuld nachweisen können. Die sei nicht gegeben, betont Wölfnitz-Präsident Gerhard Engl. Sein Verein distanziere sich vom Rechtsradikalismus und Nationalsozialismus. "Ich beherberge sogar Flüchtlinge." Der Spieler hat vereinsintern die Tat bestritten und behauptet, die "88" als "Glückszahl" aufgemalt zu haben. "Für mich gilt die Unschuldsvermutung des Spielers. Sollte die Tat nachweisbar sein, werden wir natürlich ebenfalls Konsequenzen ziehen", spricht Engl einen möglichen Vereinsausschluss an.

Erschüttert vom Vorfall in seiner Kärntner Heimat zeigt sich Thomas Partl, der als Vorsitzender des UEFA-Disziplinarkommission Sperren gegen Stars wie Lionel Messi ausspricht. "Leider müssen wir uns bei jeder monatlichen UEFA-Sitzungen mit Nazi-Symbolen oder NS-Sagern beschäftigen. Die Zahl der Verstöße in diese rechte Richtung steigt derzeit europaweit stark an." Allerdings sei man hauptsächlich mit Verstößen von Zuschauern beschäftigt. Dass Spieler negativ auffallen würden, sei ein seltenes Phänomen.

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