Kein Notfall, da kein Blut im Ohr

Kein Notfall, da kein Blut im Ohr
AKH-Arzt wies Familie aus Oberschützen mit krankem Buben ab. Laut Spitalschef ist die Kommunikation nicht gelungen.

Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben." Eigentlich nette Worte zur Verabschiedung. Doch für Christine und Wilfried Böhm aus Oberschützen klingt der Satz – ausgesprochen von einem Mediziner am Wiener Allgemeinen Krankenhaus – wie Hohn.

Im Mai 2011 war ihr damals zweijähriger Sohn Alexander im AKH an Gaumen- und Rachenmandeln operiert worden, der Leiter der HNO-Abteilung  höchstpersönlich hatte den Eingriff durchgeführt. Dabei wurde auch Flüssigkeit hinter den Trommelfellen abgesaugt.  Im Mai  dieses Jahres war der kleine Bub an einer Mittelohrentzündung erkrankt. Am 9. August erfolgte schließlich die Nachkontrolle bei einer HNO-Ärztin in Güssing.

 "Sie hat uns eine baldige Operation empfohlen, da es sonst zu einer Mittelohrschwerhörigkeit kommen könnte", schildert Christine Böhm. Noch am selben Tag  wurden die 120 Kilometer nach Wien in Angriff genommen, weil im AKH die Krankengeschichte des Dreijährigen bekannt war.

Präpotenz

Die Familie wurde auch als Notfall aufgenommen, doch nach mehrstündigem Warten dann der Eklat. "Der diensthabende Arzt hat uns nicht ins Untersuchungszimmer gelassen", erzählt Christine Böhm, noch immer fassungslos über das Erlebte. "Er hat nur gemeint: ,Das ist kein Notfall. Sehen Sie nicht, dass das Kind nicht aus den Ohren blutet und keine akuten Schmerzen hat"." Immer wieder habe er zudem auf die Ambulanzzeiten verwiesen.

"Wir waren konsterniert, die Wut ist erst später gekommen", sagt Wilfried Böhm. "Der schaut sich unser Kind nicht einmal an, das habe ich nicht glauben können. Mit so einer Präpotenz bin ich noch nie behandelt worden."

Mittlerweile wurde der kleine Alexander am LKH in Graz untersucht, auch einem Hörtest unterzogen. "Er wurde als dringender Fall eingestuft, am 10. September wird er in Graz operiert", sagt Christine Böhm, die betont: "Wir haben in der HNO-Abteilung am AKH eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir wollen auch niemanden klagen, sondern nur aufzeigen. Denn das war menschlich letztklassig. Das gehört sich nicht, das gehört sich für einen Arzt nicht."

Entschuldigung

"Der Arzt in der Ambulanz hat richtigerweise festgestellt, dass es sich um keinen Notfall handelt, sondern  um die Anmeldung für eine Routine-OP geht", betont AKH-Direktor Reinhard Krepler. "Offenbar ist ihm aber die Kommunikation mit den Eltern nicht gut gelungen." Dafür habe man sich in einem Brief  bei der Familie entschuldigt.

Kommentare