"Jedes Kind soll kochen lernen"

So macht Kochen Spaß: Die Spitzenköchin Sarah Wiener macht den Volksschulkindern aus Neusiedl am See Lust auf gesunde Ernährung
Sarah Wiener zeigt Kids, wie man sich gesund ernährt. Gestern war sie zu Gast in Neusiedl/See.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut österreichischem Ernährungsbericht 2012 sind 24 Prozent der 7- bis 14-jährigen Schulkinder übergewichtig oder adipös (fettleibig). Bei den 18- bis 64-Jährigen sind es bereits 40 Prozent, die zu viele Kilos mit sich herumschleppen. Das Burgenland ist dabei trauriger Spitzenreiter. In keinem anderen Bundesland ist die Zahl der übergewichtigen Kinder oder Erwachsenen höher als im Burgenland. Grund genug, Burger, Wurstsemmel und Co den Kampf anzusagen und Kindern gesundes Essen beizubringen.

Spitzenköchin Sarah Wiener engagiert sich seit Jahren, der Fehlernährung von Kindern entgegenzuwirken. Mittels Koch- und Ernährungskursen an Schulen und Kindergärten will die Sarah Wiener-Stiftung eine vitale und vollwertige Ernährung beibringen. "Jedes Kind soll kochen lernen. Sie müssen wissen, wie man kocht, damit sie sich als Erwachsene gesund ernähren können", meint Sarah Wiener.

Ernährungsbildung

Seit zwei Jahren wird das Projekt auch im Burgenland durchgeführt. Bis dato nahmen sieben Schulen daran teil, 17 Volksschullehrerinnen wurden ausgebildet. Im Mittelpunkt stehen Koch- und Ernährungskurse und Exkursionen zu Bauernhöfen. Auch die Volksschule am Tabor in Neusiedl am See nimmt an dem Projekt teil. In der Regel wird gemeinsam mit den Lehrern gekocht. Gestern aber gab es eine Ausnahme: Erstmals konnten die Kids gemeinsam mit der Spitzenköchin den Kochlöffel schwingen. "Ich bin gerne zu Gast im Burgenland, denn ich liebe die burgenländische Küche", sagt die Starköchin, die einiges zu erzählen hat. Etwa, dass ein Kind bis zu einem ihrer Kurse keine Radieschen kannte.

Landesschulratspräsident Gerhard Resch ist von dem Projekt begeistert: "Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, im Burgenland die Vorreiterrolle in Sachen Ernährungsbildung bei Kindern einzunehmen und weiter auszubauen." Denn die Finanzierung für das Schuljahr 2014/15 wurde von der Allianz Gruppe, die die Fördermittel zur Verfügung stellt, bereits zugesagt.

Welche Auswirkungen ungesunde Ernährung auf Kinder haben kann, weiß Hermann Reichhart, Arzt von der Stoffwechselambulanz im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt: "Zu uns kommen Kinder ab drei Jahren. Neben dem Übergewicht leiden die Kinder an Bluthochdruck und Typ 2 Diabetes. Auch mit psychischen Problemen haben sie zu kämpfen." Er betont den Bedarf an einer Adipositasambulanz für Kinder und Jugendliche. "Wir haben im Burgenland keine, es wäre aber dringend notwendig. Es braucht ein multiprofessionelles Team für Kinder. Leider scheitert dies bisher an den Finanzen."

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