Flüchtlinge helfen im Golser Seniorenheim

Auch im Fastenmonat Ramadan helfen die Flüchtlinge beim Abriss des Hauses.
Gemeinsam mit dem Heimleiter arbeiten Asylwerber an einem Garten für die Bewohner.
Flüchtlinge helfen im Golser Seniorenheim
Mit einem großen Krach fällt die Mauer um. Eine riesige Staubwolke verdunkelt für kurze Zeit den blauen Sommerhimmel. Sechs Männer in verdreckten Arbeitsanzügen sind im Hof des Diakoniezentrums Gols mit dem Abriss eines Hauses beschäftigt. "Hier soll ein Garten für die Bewohner entstehen", erklärt Christian Göltl, Leiter des Zentrums, in dem 47 Senioren ihren Lebensabend verbringen.
Flüchtlinge helfen im Golser Seniorenheim
Asylwerber im Diakonie-Altenheim Gols
Für das "Projekt Garten", wie Göltl es nennt, bekommt er Unterstützung von fünf Asylwerbern, die in der Gemeinde untergebracht sind. "Ohne ihre Hilfe wäre ich aufgeschmissen. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, dass Flüchtlinge in der Gemeinde mitarbeiten dürfen", betont er. Konkret geht es um Omar, Ather, Wisam, Atiqullah und Ahmad – alle fünf kommen aus Syrien. Seit März arbeiten sie im Diakoniezentrum mit. Und trotz des Fastenmonats Ramadan, in dem sie jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken, lassen sie sich nicht von der Arbeit abhalten. "Ich habe gesagt, dass sie aufhören sollen, wenn es ihnen zu viel ist, aber sie wollen nicht", sagt Göltl.

Neben den Arbeiten im Garten leisten die Männer auch im Alltag Unterstützung, erledigen Hilfsdienste oder sind einfach für die Bewohner da. Göltl spricht von einem "Gewinn für alle – das Seniorenheim profitiert und auch die Männer, denn sie haben eine Beschäftigung und müssen nicht untätig herumsitzen."

Flüchtlinge helfen im Golser Seniorenheim
Integrationsgemeinde, Gols, Diakoniezentrum
Wie gut das Zusammenleben funktioniert, hat vor wenigen Tagen ein Senioren-Ausflug ins Dorfmuseum Mönchhof gezeigt. "Die Flüchtlinge haben uns beim Transport geholfen; jeder hat einen Rollstuhl geschoben. Das hätten wir alleine nie geschafft."

Gute Erfahrungen

Insgesamt leben in Gols 30 Asylwerber, hauptsächlich aus Syrien, Somalia und dem Irak. Bürgermeister Hans Schrammel (SPÖ) hat bisher nur positive Erfahrungen gemacht. "Schon seit Jahrzehnten nehmen wir Flüchtlinge auf", erklärt Schrammel.

Untergebracht sind die 30 Männer in einer Pension, die von Carmen Brunner geführt wird. "Ich spreche fünf Sprachen. Das ist ein großer Vorteil, so kann ich mich mit allen verständigen", sagt Brunner. Dass sie sich gegen 30 Männer durchsetzen müsse, sei kein Problem. "Auch wenn in manchen Kulturen Frauen nicht mit Männern gleichgestellt sind – hier bin ich der Chef."

Um die Sprache zu lernen, besuchen alle einen Deutschkurs. Auch die fleißigen Helfer des Seniorenheims erhalten jeden Vormittag Deutschunterricht von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter. Ortschef Schrammel bekräftigt, wie wichtig dies sei. "Sprache ist das beste Mittel zur Integration." Ein Problem gäbe es aber: "Viele sind Analphabeten, können auch in ihrer Muttersprache weder lesen noch schreiben. Da ist es sehr schwierig, ihnen Deutsch beizubringen", sagt Brunner.

Ortsleben

Der Bürgermeister erzählt, dass die Flüchtlinge auch gerne bei Veranstaltungen im Ort dabei sind. Dabei würden sie es sich auch nicht nehmen lassen, den Ortschef auf ein Getränk einzuladen. "Natürlich lasse ich sie nicht zahlen. Aber es ist eine nette Geste."

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