„Es ist egal, wer ganz oben steht“

Michael Kerschbaum, 26 Jahre jung, lebt in Horitschon und führt einen großen Weinbaubetrieb
Michael Kerschbaum führt mit 26 Jahren einen großen Weinbaubetrieb in Horitschon

Der 26-Jährige ist nicht nur ein Top-Winzer, sondern auch Obmann-Stellvertreter des Fußballvereins ASK Horitschon. Würde er in der Wüste kurz vor dem Verdursten sein, würde er einen Rotwein trinken. Materieller Reichtum bedeutet ihm nicht viel.

KURIER: Sie sitzen in der Wüste fest und haben Durst. Würden Sie sich für Frucade oder Rotwein entscheiden?
Michael Kerschbaum: Ich liebe zwar Frucade, aber ich würde mich für Rotwein entscheiden. Denn mein Herz und die Leidenschaft gilt doch dem Rotwein.

Sie führen einen großen Betrieb, haben hohe Verantwortung. Haben Sie schlaflose Nächte?
Am Anfang war es nicht einfach. Wir machten große Investitionen und das hat mir doch Kopfzerbrechen gemacht. Zahlt sich das überhaupt aus, ist das heute noch machbar, denn der Rotweinsektor steht derzeit, das muss man ehrlich zugeben. Aber ich bin überzeugt, dass der Rotwein wieder kommen wird.

Wollten Sie immer schon Weinbauer werden?
Für mich hat sich diese Frage nie gestellt. Mit zwölf Jahren habe ich bereits gemerkt, dass man als Weinbauer sehr hart arbeiten muss. Es wird einem nichts geschenkt. Wein zu machen ist eine Herausforderung, die aber Spaß macht.

Ich hab’ gehört, Sie gehen gerne fein speisen. Schauen dabei nicht auf der Speisekarte von rechts nach links. Aber ist der Schweinsbraten vom Trummer (Wirtshaus in Horitschon) nicht auch eine Sensation?
Ja, ich gehe gerne essen, auch wenn es teuer ist. Aber ich bin mit der Horitschoner Küche sehr zufrieden. Ich glaub’ aber nicht, dass der Trummer mit dem Steirereck in Konkurrenz treten will. Ist auch nicht notwendig.

Wenn Sie in der Politik etwas zu reden hätten, was würden Sie verändern?
Ich bin kein Politiker, und will auch keiner werden. Aber: Im Endeffekt ist es wahrscheinlich egal, wer ganz oben steht.

Sollte man Haschisch legalisieren?
Nein, dafür bin ich nicht. Mein Vater meinte immer wieder, ,Bua, eine Zigarette darfst du rauchen, Alkohol darfst du trinken, aber Hände weg von Drogen‘. Ich gebe meinem Vater recht.

Sie leben in Horitschon. Hier gibt es die Pension Lazarus, wo Flüchtlinge wohnen. Haben Sie schon welche getroffen?
Ja. Sie bitten immer wieder um Arbeit. Einen Flüchtling hab’ ich beschäftigt, mehr ist nicht erlaubt. Ich bin mir sicher, dass es viele Flüchtlinge gibt, die arbeiten, die sich integrieren wollen. Es sind sehr nette Leute. Ich merke auch, dass sie es schätzen, in Österreich zu sein. Die Flüchtlinge sind charakterlich sehr in Ordnung.

Warum tun Sie sich den Obmann-Stellvertreter des Fußballklubs ASK Horitschon an?
Die Gemeinschaft ist mir dabei sehr wichtig. Wir sind ein gutes Team. Es steckt viel harte Arbeit dahinter. Wir müssen Geld aufstellen, denn in der Landesliga spielt man nicht umsonst. Immerhin sind wir punktegleich mit dem Führenden. Horitschon soll nicht nur mit Wein herausstechen, sondern auch mit fußballerischen Leistungen.

Was ist das Faszinierende am Fußball?
Für mich ist es ein Mannschaftssport. Hier sieht man, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann.

Wer ist Ihrer Meinung nach der beste Fußballer aller Zeiten?
Für mich ganz klar: Messi. Ich bin ein Barcelona-Fan.

Man sagt Ihnen nach, dass Sie besser golften als Wiesberger. Ist Golf ein elitärer Sport?
Ich spielte nicht besser als Wiesberger, das ist ein Schmäh. Dass Golf ein elitärer Sport ist, das finde ich nicht. Vielleicht war es früher so. Ich fühle mich auf jeden Fall nicht elitär. Am Golfen fasziniert mich, dass man komplett abschalten kann. Wenn du an etwas anderes denkst, triffst du die Kugel nicht.

Was bedeutet für Sie Reichtum?
Materieller Reichtum bedeutet mir nicht viel. Weil, wie man bei der Krankheit meines Vaters (Parkinson, Anm.) sieht, spielt Geld nicht wirklich eine Rolle. Man muss froh sein, gesund zu sein. Und das Leben so zu leben, wie es zugelassen wird. Ich glaub’, wir können auch ohne finanziellen Reichtum gut leben. Das oberste Prinzip ist zufrieden zu sein.

Sind Sie zufrieden?
Ja. Ich habe eine Freundin, die mich super unterstützt, einen Superberuf, einen super Arbeitsplatz. Was will ich mehr?

Ihr Lieblingsgetränk?
Ich trink’ natürlich gerne Wein, aber nach einer Weinverkostung ist Bier nicht zu verachten.

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