"Der Neusiedler See ist viel schöner als das Meer"

Michael Hess an seinem Arbeitsplatz, der Landesbibliothek in Eisenstadt. Hier kümmert er sich um die alten Bestände und widmet sich nebenbei der Forschung
Lyriker und Historiker Michael Hess über seine Heimat, die Mundart und die Kunst.

Texter, Macher, Lyriker, Historiker, Musiker, Ausrufer, Kontakter. Die Liste der Bezeichnungen, mit denen sich Michael Hess auf seiner Homepage beschreibt ist lang. Ein Allroundtalent möchte man meinen, wäre da nicht Hess’ Bescheidenheit: "Mir war wichtig, dass alles zusammenpasst, dass alle Wörter auf -er enden, auch wenn ich mich nicht so sehr als Historiker sehe."

Zumindest am Texter lässt sich nicht zweifeln, immerhin hat der gebürtige Neusiedler lange Zeit als Werbetexter gearbeitet. "Ich habe Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert, jedoch nach meinem Abschluss keinen Job bekommen. Also habe ich als Texter in einer Werbeagentur in Wien angefangen", erzählt der 43-Jährige. Doch auf lange Sicht konnten ihn große Aufträge von namhaften Kunden nicht glücklich machen. " Ich wollte meinen Kinder beim Aufwachsen zusehen und dementsprechend Zeit für sie haben. Das wäre als Texter nicht möglich gewesen."

2003 wollte er deshalb als Lehrer Fuß fassen, als ihm eine Stellenausschreibung der Landesbibliothek unterkam. "Ich habe mich mit 40 anderen beworben und hatte Glück", sagt Hess. Seither arbeitet er als Bibliothekar in der Landesbibliothek in Eisenstadt und ist glücklich. "Es ist eine sehr kleine Bibliothek. Dadurch habe ich viel persönlichen Kontakt zu unseren Kunden, erkläre Schülern die Bibliothek." Daneben widmet er sich der landeskundlichen Forschung.

Mundartliteratur

Bleibt neben Familie und Beruf noch Zeit, widmet er sich dem Schreiben. "Mundart ist meine Muttersprache. Wir denken ja auch in Mundart", erklärt Hess, warum er sich der modernen Mundartliteratur verschrieben hat. 2010 erschien sein erster Lyrikband "zu dicht", im Sommer 2013 folgte "laut mal laut". Hess verpackt seine Texte in Wortspielereien, sei es über die pannonische Küche oder seinen "lieben Kontrabass". Die Lesungen untermalt er gerne mit seiner Ukulele. "Ich versuche sie humorig zu gestalten. Lesung ist eigentlich das falsche Wort, denn damit verbinden die meisten langweilige Texte."

Michael Hess ist sozusagen ein Neusiedler Urgestein. Dementsprechend hat der Neusiedler See für ihn eine besondere Bedeutung. "Er ist meine Heimat und noch viel schöner als das Meer. Und die Sonnenuntergänge sind ein Wahnsinn". schwärmt Hess.

Während es viele nur im Sommer an den See zieht, schätzt Hess vor allem die ruhigen Wintertage. "Leider war es heuer sehr mild. Ich liebe es nämlich Eislaufen zu gehen. Denn wenn es ganz still ist und fast keiner auf dem See unterwegs ist, kann man sogar das Eis singen hören."www.hesstexter.at

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