Bloßgestellt im World Wide Web
Ein Mädchen schickt ihrem Freund freizügige Fotos von sich. Sie denkt sich nichts dabei, vertraut ihm. Doch die Beziehung geht in die Brüche. Das Mädchen hat Schluss gemacht. Die Fotos hat sie längst vergessen. Ihr Ex-Freund nicht. Aus Rache stellt er sie – für jedermann sichtbar – in ein soziales Netzwerk ins Internet.
Ab diesem Zeitpunkt wird das Mädchen zum Gespött der Schule. Sie ist verzweifelt, schwänzt die Schule, zieht sich zurück und traut sich letztendlich noch nicht einmal mehr zum Einkaufen in den Supermarkt. Denn inzwischen hat sich die Sache mit den Fotos im ganzen Ort herumgesprochen. In ihrer Verzweiflung gelingt es ihr schließlich professionelle Hilfe zu suchen, um dem Martyrium ein Ende zu setzen.
Lichtblick
Fälle wie diesen kennen Karin Behringer-Pfann und Dorien Popovich zur Genüge. Behringer-Pfann ist Klinische- und Gesundheitspsychologin. Sie arbeitet als Leiterin der Beratungsstelle "der Lichtblick" in Neusiedl am See. Der Verein ist Vernetzungsträger für das Burgenland der Plattform "Gemeinsam gegen Gewalt – Bereich Gewalt an und unter Jugendlichen". Dorien Popovich ist Sozialarbeiterin. "Heuer hatten wir bereits 130 Beratungsgespräche wegen Gewalt", sagt Behringer-Pfann. "Die Dunkelziffer ist aber wesentlich höher. " Jeder fünfte Jugendliche sei von Cybermobbing betroffen.
Um ein Zeichen zu setzen hat der Verein Schulen und Jugendzentren landesweit aufgerufen, sich mit Cybermobbing auseinanderzusetzen. Die Schüler sollten ihre Ideen dazu auf Papier bringen. Die entstandenen Werke wurden als Lesezeichen und Plakate gedruckt und werden im Rahmen der Aktionskampagne "16 Tage gegen Gewalt", die heute startet, auf der Facebook-Seite des Vereins veröffentlicht. "Damit setzen wir ein Zeichen gegen Gewalt. Jemanden in sozialen Medien zu bedrohen, zu verletzen oder zu beleidigen ist eine Straftat", betont Behringer-Pfann.
Betroffen von Cybermobbing seien Kinder ab sieben Jahren. "Cybermobbing beginnt dort, wo es für das Kind beleidigend wird." Im Volksschulalter sei es noch leichter, Cybermobbing rechtzeitig zu erkennen. "Im Jugendalter ist es viel schwieriger. Durch Handys verbreiten sich Fotos rasend schnell."
Wichtig sei, möglichst früh professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Daher appellieren Behringer-Pfann und Popovich an Eltern und Lehrer: "Schauen Sie nicht weg, holen Sie Hilfe!"
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