"Abend-Loch" im Bahnverkehr

Burgenländische Wien-Pendler beschweren sich über übervolle Züge, vor allem am Abend
Während in der Früh alles auf Schiene ist, klagen Bahnfahrer über zu wenige und zu volle Züge am Abend.

Burgenlands Bahnpendler sind recht zufrieden – was den Fahrplan, die Pünktlichkeit der Züge oder das Parkplatz-Angebot bei den Bahnhöfen betrifft. Was die Pendler – laut aktueller Umfrage der AK Burgenland – als "untragbar" bewertet haben, sind die in der Regel stark überfüllten Züge am Abend von Wien in Richtung Heimat. "Rund ein Drittel der Befragten sind unzufrieden mit dem Platzangebot und klagen über Kapazitätsmängel", berichtet AK-Präsident Alfred Schreiner nach Auswertung der Befragung.

Man habe die Verantwortlichen von ÖBB und Raaberbahn mit dieser Kritik konfrontiert und die Zusage bekommen, dass es mittelfristig zu Verbesserungen kommen werde. Laut Michael Fröhlich von der ÖBB-Personenverkehr AG könne man auf derartige Beschwerden aber rasch reagieren. Zum Beispiel sei das Problem bei einem Zug Wien-Kittsee nach eineinhalb Monaten gelöst gewesen, "wobei das von der Verfügbarkeit von Garnituren abhängt".

Das "Abend-Loch" im Fahrplanangebot wird allerdings nicht so einfach zu beseitigen sein. "Viele nehmen das Auto und nicht die Bahn, weil sie am Abend nicht mehr heim kommen", berichtet Schreiner. Wünsche nach besserem Angebot am Abend werden "immer mehr". Kein Wunder, angesichts immer flexiblerer Arbeitszeiten. Darauf "müsse auch die Bahn reagieren."

Sorge um Fahrplan

Große Sorgen machen sich Betroffene, was den Fahrplanwechsel im Dezember 2015 betrifft, wenn der neue Wiener Hauptbahnhof in Vollbetrieb geht. "Es könnte zu Verschlechterungen für Burgenlands Pendler kommen", befürchtet der AK-Präsident, weil manche Züge nur mehr bis Wien-Meidling und nicht bis zum Hauptbahnhof geführt werden. ÖBB-Manager Fröhlich versichert hingegen, dass es für die Pendler zumindest "gleich bleiben wird".

Mehr Parkplätze

Nur Vorteile verspricht dagegen der Ausbau von Bahnhöfen und Park-&-Ride-Anlagen im Burgenland. Wie Peter Zinggl, Verkehrskoordinator des Landes, informiert, sollen im März die Arbeiten zur Attraktivierung des Bahnhofes Neusiedl am See beginnen. Im Sommer startet der Umbau des Bahnhofes Mattersburg plus Vergrößerung der viel kritisierten Park-&-Ride-Anlage. Auch am Bahnhof Wulkaprodersdorf brechen neue Zeiten an. Csaba Szekely, stellvertretender Generaldirektor der Raaberbahn, kündigt an, dass ab April ein barrierefreier Mittelbahnsteig sowie eine Überdachung errichtet werden.

Während das Land Burgenland im Norden heuer kräftig in die Verbesserung der Infrastruktur der Bahnhöfe investiert, setzt man im Südburgenland verstärkt auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs (ÖV) mit Bussen.
Vor allem der Bereich Mikro-ÖV, also Gemeindebusse, soll forciert werden, kündigt Verkehrskoordinator Peter Zinggl an. „Die Gemeinden stehen diesem innovativen System aufgeschlossen gegenüber“, ist Zinggl überzeugt. Derzeit erarbeite man mit Gemeinden und Bürgern Systeme, die für den jeweiligen Ort umgesetzt werden können. Ein Vorteil dieser Gemeindebusse sei, dass sie unabhängig von Mindestfahrgastzahlen umgesetzt werden können.
Außerdem gebe es eine neue Förderregelung mit höheren Förderquoten als bisher, wovon sich Peter Zinggl verspricht, dass „mehr Schwung in das System der Gemeindebusse kommt.“
Besonderes Augenmerk werde darüber hinaus auf die Buslinie G1, das „Herz der Verkehrsversorgung im Südburgenland“, wie es Zinggl nennt, gelegt. Dank der Attraktivierung dieser Verbindung von Jennersdorf über Güssing und Oberwart nach Wien seien Hunderte Wochen- wieder zu Tagespendlern geworden. Neu gestaffelte Ticketpreise sollen den Bedürfnissen der Bus-Pendler noch mehr entgegenkommen als bisher.
Insgesamt investiert das Land Burgenland heuer rund 17 Millionen Euro in den öffentlichen Verkehr.

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