Immer weniger Wanderfische unterwegs

Der Beluga-Stör ist in Österreich bereits ausgestorben.
Global sind die Bestände seit 1970 um 76 Prozent zurückgegangen. In Österreich sind 14 Arten betroffen.

Stille Wasser sind - leer. Das zeigt eine groß angelegte Studie über Süßwasserfische rund um den Blauen Planeten. Laut Erhebungen der World Fish Migration Foundation, der Zoological Society of London, der Weltnaturschutzunion IUCN, The Nature Conservancy und dem World Wide Fund for Nature (WWF) sind die Bestände von Wanderfischen seit 1970 im globalen Schnitt um 76 Prozent zurückgegangen, in Europa wurde gar ein Minus von 93 Prozent verzeichnet.

Ursachen sind menschengemacht

Die Forscher identifizierten auch die Gründe für den Abwärtstrend: Hauptursachen sind das hohe Ausmaß der Flussverbauung sowie negative Effekte durch Übernutzung, Verschmutzung und Klimaerwärmung. "Der drastische Rückgang der Wanderfische ist ein Alarmsignal für den Zustand unserer Flüsse", kommentiert WWF-Gewässerschutzexperte Gerhard Egger: "Wenn sich Fische aufgrund von Hindernissen nicht frei durch Flüsse bewegen können, gilt dasselbe auch für Wasser und Sediment. Gerade in Zeiten der Klimaerwärmung sind lebendige und klimafitte Flüsse unsere wichtigsten Helfer im Kampf gegen Hitze und Trockenheit."

Immer weniger Wanderfische unterwegs

Huchenpärchen beim Schlagen einer Laichgrube.

Von den heimischen Fischarten zählen 14 Arten, wie der vom Aussterben bedrohte Huchen, zu den Mittelstreckenziehern mit Wanderrouten von 30 bis zu 300 Kilometern. Der Rückgang der migrierenden Fischarten unterstreicht die bereits beobachtete allgemeine Negativentwicklung von Süßwasserlebensräumen. "Auch in Österreich sind 60 Prozent der Flüsse in keinem guten ökologischen Zustand. Auf der anderen Seite gelten 60 Prozent aller Fischarten als gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht", heißt es beim WWF.

Flussverbauungen als Hindernis

Die Umweltschutzorganisation hält vor allem die anhaltende Wasserkraftexpansion für problematisch. Der hierzulande erfolgte Ausbau ist mit mehr als 5.200 Anlagen bereits überdurchschnittlich hoch und wird trotz des besorgniserregenden Gewässerzustands weiter vorangetrieben. "Entlang unserer Flüsse trifft man im Schnitt alle 900 Meter auf ein Hindernis", kritisiert Egger und fordert: "Diese kurzsichtige Flussverbauung muss ein Ende haben. Die letzten intakten Gewässer müssen ebenso wie Schutzgebiete vom Kraftwerksbau ausgenommen werden."

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