Wie das Homeoffice die Geschichte der Menschheit geprägt hat

Wie das Homeoffice die Geschichte der Menschheit geprägt hat
Nach der Einigung über die neuen Homeoffice-Regeln - ein Blick in die Geschichte: Dass wir das Haus verlassen, um arbeiten zu gehen, ist ein junges Phänomen. Lange wurde um gesetzliche Absicherung gekämpft.

Gabriele Jirsa ist gerade einmal 17, als sie 1896  von Troppau in Mähren nach Wien kommt. Die Bürgerschule hat sie  abbrechen müssen, um als Weißnäherin zum Familienbudget beizutragen. Jetzt  lernt sie die Härte des Großstadtlebens kennen: Kein eigenes Bett, als  Dienstmädl entlassen, weil sie krank war, verdingt sie sich als Heimarbeiterin. Von halb sieben in der Früh bis gegen zehn am Abend – mit einer Viertelstunde Mittagspause – näht sie Militärkrägen. 144 Stück in drei Stunden, wenn sie geschickt ist. „Dafür bekommt die Meisterin 75 Kreuzer vom Unternehmer, Gabriele bleiben 20“, erzählt die Historikerin Gabriella Hauch von der Universität Wien. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.

Verklärte Legende?

Heute gilt  Home-Office  als Zukunftsmodell – als  gut bezahlte Tätigkeit von  Wissensarbeitern. Sozialhistoriker warnen aber vor einer sentimental verklärten Legende. Zumindest lohnt ein Blick darauf,  wie mühsam die Trennung von Berufs- und Privatleben einst erkämpft worden ist. Denn, dass Menschen das Haus verlassen, um zu der Tätigkeit zu fahren, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen, ist historisch betrachtet ein junges Phänomen. Die meiste Zeit in der Geschichte waren Arbeit und Leben eins. Gemeinsam bestellten ganze Sippen die Felder, Handwerker hatten ihre Werkstatt dort, wo sie wohnten.

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