Jeder Siebente wurde schon einmal mit intimen Bildern erpresst
Sexuelle Erpressung oder auch "Sextortion" meint, dass Drohungen ausgesprochen werden, intime Fotos oder Videos eines Opfers zu verbreiten, sofern diese nicht bestimmten Forderungen des Täters entsprechen. Eine weltweite Studie mit mehr als 16.000 erwachsenen Teilnehmern zeigt: Das Problem ist stärker verbreitet als angenommen.
Die von der australischen RMIT-University in Zusammenarbeit mit Google durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass rund 15 Prozent der Befragten bereits Opfer von sexueller Erpressung geworden sind.
Weitere Ergebnisse:
Rund 5 Prozent gaben an, selbst schon einmal Täter gewesen zu sein, also bereits jemanden mit intimen Fotos oder Videos erpresst zu haben.
Der häufigste Tätertyp war ein früherer oder aktueller Partner.
85 Prozent jener, die angaben, auch Täter gewesen zu sein, sagten auch, dass sie schon einmal Opfer wurden. Die Studienautoren erklären dies damit, dass der Wechsel auf die Täterseite als Vergeltungsmaßnahme erfolgen könnte.
Männer, jüngere Befragte sowie LGBTQ+-Personen gaben häufiger an, Opfer oder Täter gewesen zu sein.
Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass Männer Täter sind, höher ist, ergab die Studie, dass bei ihnen auch das Risiko, Opfer von Sextortion zu werden, etwas höher ist.
Am häufigsten kam es in den USA, Australien, Mexiko und Südkorea zu sexueller Erpressung, in den europäischen Ländern am seltensten.
Warum Täter mit intimen Fotos erpressen
Die Gründe, weshalb mit intimen Bildern erpresst wird, sind Forderungen des Täters hinsichtlich des Verhaltens des Opfers, dass es also etwas Bestimmtes tun oder nicht tun soll, etwa den Täter nicht verlassen oder das Sorgerecht der Kinder für sich beanspruchen. Ein weiteres Beispiel für eine Forderung kann sein, dass das Opfer weitere, noch intimere Bilder schickt. Auch finanzielle Erpressung ist ein Grund. "Bei finanziellen Formen der Sextortion bringen Betrüger Menschen dazu, ihre intimen Bilder zu teilen, oder lassen sie glauben, sie hätten Beweise dafür, dass das Opfer pornografische Websites besucht", wird Studienautorin Nicola Henry in einer Aussendung zitiert.
Wird den Forderungen des Täters nach Geld nicht entsprochen, wird mit der Weitergabe intimer Bilder gedroht. Obwohl Sextortion durch Betrüger erfolgt, ist die häufigere Form laut Henry jene, die von einem ehemaligen oder aktuellen Intimpartner begangen wird. "Dies kommt besonders häufig bei Missbrauch durch Intimpartner vor, bei dem ein Partner oder ein Ex damit droht, intime Bilder zu teilen, um das Opfer dazu zu zwingen, etwas zu tun oder zu lassen, etwa in der Beziehung zu bleiben, ungewollte sexuelle Akte oder sich zu verloben", so Henry.
Mehr Präventionserziehung in Schulen, Universitäten und Gemeinden gefordert
LGBTQ+-Personen waren zudem einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von sexueller Erpressung zu werden, bei der intime Inhalte aufgrund der Stigmatisierung von Sexualität und sexueller Meinungsfreiheit als Drohung zum Outing genutzt werden könnten.
Um die weltweite Verbreitung von Sextortion zu reduzieren, sei laut den Forschenden eine Reihe von Maßnahmen notwendig. „In erster Linie muss die Präventionserziehung auf Schul-, Universitäts- und Gemeindeebene speziell auf Risikogruppen, insbesondere Jungen und junge Männer, zugeschnitten werden“, wird Henry zitiert.
Zudem brauche es mehr Mittel für die Unterstützung von Opfern, etwa Beratung, Rechtsberatung und Unterstützung in psychischen Krisen. Dazu zähle auch, dass Sextortion nicht nur mit Finanzbetrug in Verbindung gebracht wird, sondern auch im Rahmen von Gewalt und Missbrauch in Partnerschaft und beim Dating ein Thema sein kann.
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