Schweineherz-Transplantation: Medizinethiker hat keine Bedenken

Schweineherz-Transplantation: Medizinethiker hat keine Bedenken
Auch katholischer Moraltheologe sieht "keine Einwände" gegen Einpflanzung von genveränderten Schweineherzen bei Menschen.

Der Medizinethiker und evangelische Theologe Ulrich Körtner von der Universität Wien hält die in den USA erfolgte Einpflanzung eines gentechnisch veränderten Schweineherzens in einen Menschen für moralisch vertretbar.

Ein großes Problem in der Transplantationsmedizin sei die Organknappheit. Menschliche Organe von Verstorbenen oder Lebendspenden reichten nicht, um den steigenden Bedarf zu decken.

"Aus christlicher Sicht" keine Bedenken

"Die Verwendung tierischer Organe in der Transplantationsmedizin, die Xenotransplantation, ist ein Lösungsansatz", zitierte die Kathpress den Ethiker aus einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Sofern Sicherheitsprobleme rund um Abstoßungen oder die Übertragung von Viren beseitigt werden können, habe Körtner "keine ethischen Bedenken".

Schon lange komme Rinder- und Schweineinsulin bei der Behandlung von Diabetes zum Einsatz. Der Einsatz von Rinder- und Schweineherzklappen sei medizinischer Standard. Wer aus religiösen Gründen den Verzehr von Schweinefleisch ablehne, könne in der medizinischen Verwendung von Schweinegewebe ein Problem sehen. "Aus christlicher Sicht bestehen diese Bedenken nicht", so der Theologe.

Forderung nach besseren Tierrechten

Durchaus Vorbehalte gegen den Eingriff könnten Personen haben, die auch Fleischkonsum und Tierversuche ablehnen. "Es gibt Tierethiker, die jede Vernutzung von Tieren für menschliche Zwecke verwerfen." Er selbst "teile diese Ansicht nicht", wenngleich er die Forderung nach einer Stärkung von Tierrechten, insbesondere im Bereich der Nutz- und Haustierhaltung unterstütze. "Massentierhaltung lässt sich aus heutiger bioethischer Sicht nicht rechtfertigen."

Als unethisch wertete Körtner Versuche, mit einem Embryo, der tierische und menschliche Anteile hat, eine Schwangerschaft herbeizuführen. Es würden aber auch in der herkömmlichen Tierzucht Grenzen überschritten, "etwa durch die Überzüchtung bestimmter Hunderassen, die tierisches Leid verursachen", wand der Ethiker ein.

"Menschsein nicht verändert"

Auch der Berliner katholische Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl hat keine Einwände gegen die in den USA erfolgte Einpflanzung eines gentechnisch veränderten Schweineherzens in einen Menschen. "Wenn durch eine 'bloße' Transplantation eines Organs etwas Fremdes in meinen Körper kommt, auch von einer anderen lebenden Gattung, ist das zunächst einmal unproblematisch, weil ja damit mein Menschsein nicht verändert wird", sagte laut Kathrpess das Mitglied des Deutschen Ethikrates dem Portal domradio.de.

Problematisch wäre es dagegen, wenn durch Gentechnik die fundamentale Grenze zwischen Mensch und Tier überschritten würde, also etwa menschliche und tierische Zellbestandteile miteinander verschmolzen würden. "Wenn die Keimbahn im Menschen in einer Weise verändert werden würde und es durch nicht gattungsentsprechendes Material tatsächlich zu einem neuen Wesen käme, da wäre eindeutig die Grenze des moralisch Legitimen überschritten."

Aus Sicht von Lob-Hüdepohl sei der Tierschutz kein hinreichendes Argument gegen eine solche Organverpflanzung. "Das Tierwohl umfasst ja oder schließt ja nicht aus, dass man Tiere nutzt und letztendlich auch züchtet und sie dann zu Tode bringt, also schlachtet, damit Menschen einen Nutzen daraus haben", sagte er. Es gehe schließlich um die Rettung menschlichen Lebens. Zugleich gebiete aber die Achtung des Tieres als Mitgeschöpf, dass genetische Veränderungen nicht dazu führten, dass das Tier qualvoll existiert.

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