Schadstoffe in Weihnachtsdeko vergiften die Stimmung

Manch Dekor enthält verbotene Schadstoffe.
Global 2000 findet hohe Konzentrationen in Lichterketten und Baumschmuck. Eine App hilft beim gesunden Einkauf.

Lichterketten, Christbaumschmuck, künstliche Weihnachtsbäume - der besinnliche Advent beginnt mit einer giftigen Meldung. Global 2000 hat seinen Einkaufstest vom Vorjahr aktualisiert und auch heuer wieder gesundheitsgefährdende Weichmacher und umweltschädliche Chlorparaffine in den Stimmungsmachern gefunden.

Verbotene Produkte im Handel

Wie schon 2019 nahm die Umweltschutzorganisation auch dieses Jahr Weihnachtsschmuck genauer unter die Lupe - und wurde erneut fündig. In einer Lichterkette, gekauft in einem "1-Euro"-Shop, wurde der Weichmacher DEHP mit 14 Prozent gefunden, der eigentlich seit Juli diesen Jahres verboten ist.

Weiters wurden fast zwei Prozent sogenannte "Kurzkettige Chlorparaffine" (SCCPs) gefunden, die ebenfalls verboten sind; die Lichterkette dürfte daher gar nicht verkauft werden.

Dieser Fund war Ergebnis einer schnellen und zufälligen Probe. Global 2000 geht davon aus, dass sich an den beunruhigenden Erkenntnissen des Vorjahres eher wenig geändert hat.

Ergebnisse wie im Vorjahr

"Schon letztes Jahr haben wir in Christbaumschmuck, künstlichen Weihnachtsbäumen und Lichterketten verschiedenste besorgniserregende Substanzen gefunden. Unser Test heuer zeigt, dass die Industrie immer noch nicht handelt", fasst Waltraud Novak, Chemikalien-Expertin bei Global 2000, zusammen. 

Dabei hat die EU bereits vier von 24 problematischen Phthalaten, das sind Plastik-Weichmacher, für Konsumentenprodukte verboten. Trotzdem werden diese immer noch in den verschiedensten Artikeln gefunden. Neben Lichterketten kommen diese Substanzen mitunter in Regenmänteln, Duschmatten, Plastikbällen und sogar in Spielzeug vor.

Schadstoffe belasten den Hormonhaushalt

"Die Weichmacher DEHP und DIBP, die wir bei unserem Test gefunden haben, sind von der EU als fortpflanzungsschädigend eingestuft und können in den Hormonhaushalt eingreifen", erklärt Novak. "Diese Substanzen dünsten aus den Plastikteilen aus, und wir können diese über Haut und Atmung aufnehmen. Weihnachtsdeko strahlt also oft mehr Giftigkeit als Besinnlichkeit aus."

Schlecht für die Umwelt

Kurzkettige Chlorparaffine sind extrem langlebig in der Umwelt, sehr giftig für Wasserorganismen und belasten Gewässer, Böden und Lebewesen. Sie sind deshalb durch die sogenannte "POP"-Verordnung über persistente organische Schadstoffe verboten.

Produkte, die solche Chemikalien über 0,15 Prozent enthalten, dürfen nicht verkauft werden. Sie sind außerdem möglicherweise krebserregend für den Menschen und können Nieren-, Leber- und Schilddrüsenschäden verursachen.

Natur-Deko als Alternative

Alternativ empfiehlt Global 2000, Weihnachtsschmuck aus Glas, Stroh oder Holz zu verwenden, echte Christbäume aus regionalem, biologischem Anbau aufzustellen, und statt Plastik-Lichterketten echte Kerzen, am besten aus Bienenwachs, zu kaufen.

"Wenn es schon unbedingt eine Lichterkette oder ein Christbaum aus Plastik sein muss, dann sind die Produkte im unteren Preissegment tendenziell eher belastet und die teureren Produkte eher sicher", führt Novak weiter aus, "aber das ist keine Garantie."

Es gebe auch günstige Produkte ohne Schadstoffe - und teure mit Schadstoffen. Die App Scan4Chem hilft bei der Orientierung.

Smartphone-App hilft beim Einkauf

Im Rahmen eines EU-Projekts hat die Umweltschutzorganisation die Smartphone-App mitentwickelt. Mit ihr können Waren über den Barcode gescannt werden, sie liefert Informationen über möglicherweise enthaltene Giftstoffe.

Ist das Produkt noch nicht in der Datenbank, kann direkt über die App eine Anfrage an das Geschäft oder den Hersteller gesendet werden. KonsumentInnen haben das Recht, beim Verkäufer bzw. Hersteller eines Produkts Infos über sogenannte "besonders besorgniserregende Substanzen" zu verlangen.

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