Psyche: Wenn die Maschine den Menschen therapiert

KI-basierte Therapie: In der Krise nur einen Klick entfernt.
KI-basierte Therapie-Bots werden immer versierter darin, psychisch belastete Menschen aufzufangen. Macht das Psychotherapeutinnen und -therapeuten künftig obsolet?

"Möchtest du mir erzählen, was los ist?"

Der Satz klingt beinahe beängstigend einfühlsam. Beängstigend, weil er nicht von einer guten Freundin stammt, sondern von ChatGPT. Also jenem künstlich intelligenten Chatbot, über den gerade die ganze Welt spricht. Vertraut man dem Programm Bedrückendes an, reagiert es mit regem Interesse: ChatGPT will mehr erfahren und lässt auch nicht locker, wenn man ins Stocken gerät. 

➤ Mehr dazu: Werden wir bald von künstlicher Intelligenz behandelt?

Intime Dialoge mit Maschinen haben schon vor 60 Jahren fasziniert. Damals entwickelte der Computerwissenschafter Joseph Weizenbaum ein Dialogsystem namens ELIZA. Ein recht simpler Programmiercode befähigte ELIZA dazu, Texteingaben nach wichtigen Stichworten abzusuchen. Aus einem Fundus an Synonymen und Phrasen konstruierte das Programm eine möglichst passende Antwort. ELIZA täuschte vor, zu verstehen, obwohl es sich nur substanzloser Gesprächsstrategien bediente. Eingesetzt wurde das Programm auch zur Simulation einer Psychotherapie. Daraus entwuchs Anfang der Siebziger die Vision eines künstlichen Psychotherapeuten.

Was damals reichlich utopisch klang, scheint heute keineswegs mehr abwegig.

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