Was der kleine Penis von Gorillas mit Unfruchtbarkeit beim Mann zu tun hat

Ein vom Aussterben bedrohter Silberrücken-Hochgebirgsgorilla spaziert durch den Wald im Volcanoes National Park in Ruanda.
Hoden und Penis sind bei Gorillas im Verhältnis zu ihrer Körpermasse relativ klein. In den Genen, die dafür ausschlaggebend sind, vermuten Forschende auch die Ursache für Unfruchtbarkeit beim Mann.

Gorillas sind mächtige Tiere. Bis zu 180 Kilogramm bringt ein ausgewachsenes männliches Tier auf die Waage. Ihre Genitalien sind allerdings vergleichsweise klein. Ihr Penis erreicht im erigierten Zustand bloß eine Länge von drei bis sechs Zentimetern, die Hoden wiegen nur 35 Gramm. Das wirkt sich auf die Qualität ihrer Spermien – und damit auf ihre Zeugungsfähigkeit – aus: Zum einen schwimmen die Samenzellen nicht besonders schnell, zum anderen sind sie beim Eindringen in die Eizellen weiblicher Artgenossen nicht sehr potent. 

Weil Gorillas über 98 Prozent ihrer DNA mit dem Menschen teilen, könnte die Genetik hinter ihren unterdurchschnittlichen Genitalien Unfruchtbarkeit bei Männern miterklären.

Genetischen Ursachen von Unfruchtbarkeit auf der Spur

Forschungen an der US-amerikanischen Universität Buffalo haben nun ergeben, dass einige der Gene, deren Mutationen ein schlecht funktionierendes Fortpflanzungssystem bei Gorillas mitbedingen, auch für männliche Unfruchtbarkeit beim Menschen verantwortlich sein könnten.

In einer Studie, die Anfang Mai im Fachmagazin eLife veröffentlicht wurde, identifizierten Forschende in Summe 109 reproduktionsbezogene Gorilla-Gene, die auch bei unfruchtbaren Männern häufig mutiert zu finden waren. Die besagten Gorilla-Gene wurden dafür mit Genomdaten von 2.100 unfruchtbaren Männern verglichen. Die Fachleute gehen davon aus, dass noch mehr Gene an den Prozessen beteiligt sein könnten.

"Wir haben eine Reihe von Genen, die an der Biologie der Spermien beteiligt sind und bei Gorillas die Muster von schädlichen Mutationen aufweisen. Wir können dann dieselben Gene bei unfruchtbaren Männern untersuchen und sehen, ob sie Mutationen aufweisen", wird Hauptautor der Studie, Biowissenschafter Vincent Lynch, in einer Aussendung zitiert. "Hier dient das Gorilla-Genom im Wesentlichen als Entdeckungswerkzeug, um Kandidaten-Gene für die menschliche männliche Fruchtbarkeit zu finden, die wir zuvor nicht identifizieren konnten."

Warum können Gorillas erfolgreich Nachkommen zeugen?

Dass die Fortpflanzung bei männlichen Gorillas trotz ihrer Einschränkungen funktioniert, liegt in erster Linie am Paarungsverhalten der Tiere. Die einschüchternde Art des Alphamännchens verschafft ihm nahezu exklusiven Zugang zu den Weibchen seiner Gruppe. Sein Sperma muss im weiblichen Fortpflanzungstrakt also nicht mit dem Sperma anderer Männchen konkurrieren.

Weltweit sind etwa fünf bis sieben Prozent aller Paare von Unfruchtbarkeit betroffen. Die zugrunde liegenden genetischen Ursachen sind nach wie vor nicht vollständig erforscht. Zum einen gibt es etwa 22.000 Gene in einem einzigen Menschen. Selbst wenn in einem von ihnen eine Mutation gefunden wird, ist es schwer zu sagen, ob sie sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirkt.

"Anstatt alle Gene eines Mannes auf seltene Mutationen hin zu untersuchen, könnte man also nur die Gene untersuchen, deren Gorilla-Gegenstücke eine abnorme Spermienbiologie verursachen", betont Jacob Bowman, ebenfalls an der Studie beteiligt.

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