Das EU-Projekt BRRIDGE widmet sich der Demokratie

silhouette of tourist on suspension bridge walkway to the jungle in Surat Thani provine Thailand.
Wie kann Europa Demokratie stärken? Das BRRIDGE-Projekt vernetzt Forschende für mehr Partizipation und eine resilientere Gesellschaft.

Wie lassen sich Demokratien stärken – insbesondere dort, wo zivilgesellschaftliches Engagement lange wenig gefördert wurde? Das EU-Projekt BRRIDGE widmet sich diesem Thema und vernetzt  Forschende und Organisationen aus mehreren Ländern, um gezielt Strukturen aufzubauen. Beteiligte Partner: die Central European University (CEU), das European University Institute, die University of Galway und die Matej-Bel-Universität (UMB) in der Slowakei. Ziel ist es, wissenschaftliche Exzellenz im Bereich Demokratieforschung und Public Policy zu fördern – und demokratische Strukturen in der Slowakei durch direkte Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zu stärken. Dafür wurde in der Region Banská Bystrica ein „Democracy Living Lab“ eingerichtet. Es vernetzt lokale Initiativen, bietet Austauschformate und unterstützt gezielt zivilgesellschaftliche Projekte. „Das Projekt ruht im Grunde auf drei Pfeilern der Demokratieforschung“, sagt Dr. Felix Butzlaff, Politikwissenschafter an der Central European University. „Zum einen geht es darum, dass die internationalen Partnerinstitutionen ein gemeinsames Netzwerk aufbauen und kooperative Forschungsprojekte durchführen.“ So werde Wissen zur Demokratieförderung aus anderen Ländern für die Slowakei nutzbar gemacht – etwa durch einen erstmals entwickelten Wahl-O-Mat bei den slowakischen Parlamentswahlen 2023.
 

Community-Engagement

Der zweite Pfeiler: das Community-Engagement. Die Universität in Banská Bystrica unterstützt mit dem Projekt zivilgesellschaftliche Gruppen vor Ort – nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in anderen Regionen. „Demokratie ist resilienter, wenn sie von aktiven, pluralen sozialen Bewegungen getragen wird“, so Butzlaff. Regionalkonferenzen, Workshops und Vernetzungsveranstaltungen bieten Austausch und Stärkung für engagierte Bürger*innen und Organisationen.
Als dritten Aspekt hebt Butzlaff den Wissenstransfer im Bereich Forschungsorganisation hervor. Durch die Partnerschaft mit international erfahrenen Einrichtungen wie der CEU soll die Matej-Bel-Universität in die Lage versetzt werden, künftig erfolgreicher, um europäische Forschungsgelder zu konkurrieren – ein entscheidender Faktor in einer Region, die bislang stark unterfördert ist.

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PD Dr. Felix Butzlaff, Postdoctoral Fellow Department of Public Policy an der CEU

Initiative zur Projektpartnerschaft

Der Ursprung des Projekts liegt in einem einschneidenden lokalen Ereignis: Im Jahr 2013 wurde in Banská Bystrica ein rechtsextremer Politiker zum Regionalpräsidenten gewählt. Die Reaktion darauf: Zivilgesellschaftliche Gruppen begannen, sich stärker zu vernetzen, und suchten nach wissenschaftlicher Unterstützung. Daraus entstand die Idee, mit einem internationalen Konsortium Wissen und Strategien zur Demokratieförderung zu bündeln. Die Initiative zur Projektpartnerschaft ging von der Matej-Bel-Universität aus, die daraufhin Kontakt zur CEU und den anderen Partnern aufnahm.
 

"Eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratieforschung ist es deshalb, genau zu verstehen, was Menschen unter Demokratie verstehen – und wie sich Institutionen reformieren lassen, um diesen Vorstellungen wieder näherzukommen."

von PD Dr. Felix Butzlaff

BRRIDGE Netzwerk

Die Rolle der Central European University im BRRIDGE-Netzwerk ist dabei zentral. Die in Wien ansässige Hochschule ist nicht nur eine akademische Institution mit Fokus auf Demokratieforschung, sie hat auch selbst Erfahrung mit demokratiepolitischen Herausforderungen – etwa durch ihren erzwungenen Umzug aus Budapest.
Das CEU-eigene Shattuck Center for Human Rights bringt Forschung mit konkreter politischer Praxis zusammen. Hier werden Demokratietheorien nicht nur diskutiert, sondern auch mit Bürger:innen und politischen Akteuren weiterentwickelt.

„Demokratieforschung kann, heute vielleicht wichtiger denn je, reflektieren, inwieweit sich Demokratien verändern und was das für die Akzeptanz unserer Institutionen bedeutet“, sagt Butzlaff. Denn Demokratie sei nie in Stein gemeißelt, sondern auf die Zustimmung der Bürger*innen angewiesen. Wenn das institutionelle System und die demokratischen Vorstellungen der Menschen auseinanderklaffen, werde das als Krise wahrgenommen. „Eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratieforschung ist es deshalb, genau zu verstehen, was Menschen unter Demokratie verstehen – und wie sich Institutionen reformieren lassen, um diesen Vorstellungen wieder näherzukommen.“

Das BRRIDGE-Projekt zeigt, dass Demokratieförderung keine Einbahnstraße ist – sondern vom offenen Austausch lebt: zwischen Regionen, Disziplinen, Menschen. Und es erinnert daran, dass Demokratie immer wieder neu belebt werden muss. Von unten, von der Mitte – und durch gemeinsame europäische Anstrengungen. 

Frau am PC

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