Krebsforschung: Eine neue Attacke starten

Das körpereigene Immunsystem nutzen, um Tumorzellen wirkungsvoll zu bekämpfen – das ist Ziel der Immuntherapie. Seit 2017 ist die sogenannte CAR-T-Zelltherapie zugelassen, die sich nicht nur in Studien wirksam zeigt. Es klingt, als wäre sie die Lösung, um Krebs zu besiegen. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, sagt Charlotte Zajc, Leiterin des Labors für präklinische Forschung zu Zelltherapien an der Universitätsklinik für Transfusionsmedizin und Zelltherapie. „Aber trotz aller Erfolge gibt es einige Probleme.“
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Die CAR-T-Zelltherapie soll dafür sorgen, dass das Immunsystem Tumorzellen aufspürt und bekämpft. Um sie einsetzen zu können, wird den Patient*innen zunächst Blut entnommen, aus dem die T-Zellen gewonnen werden. Im Mittelpunkt der Therapie steht aber der chimäre Antigenrezeptor, kurz CAR. Er wird aus Bestandteilen zusammengesetzt, die ursprünglich nicht zusammengehören, was als Chimäre bezeichnet wird. „Man kann sich den Rezeptor wie ein aus Bausteinen hergestelltes Protein vorstellen, das an der Oberfläche der T-Zellen sitzt“, erläutert Zajc. „Es ist eine Kombination von Fragmenten natürlicher Proteine und künstlich hergestellter Teile von Antikörpern.“ Da die T-Zellen aus dem Blut der Patient*innen gewonnen werden, spricht die Therapie nur bei Blut- oder Lymphdrüsenkrebserkrankungen gut an, bei soliden Tumoren gibt es noch Herausforderungen zu lösen. „,Bei ihnen ist das Hauptproblem, dass die CAR-T-Zellen schnell erschöpft sind und nicht effektiv zu den Tumoren hinfinden“, sagt dazu die Forscherin.

Charlotte Zajc, PhD, MedUni Wien
Auf der Suche
Charlotte Zajc und ihr Team sind daher auf der Suche nach potenteren Zellen. „Wir betreiben einerseits Grundlagenforschung, die darauf abzielt, die Wirkweise der Rezeptoren besser zu verstehen“, sagt sie. „Andererseits versuchen wir, die klinische Anwendung zu verbessern.“ Die Wissenschafterin testet, wie sich die Wirkweise der CAR-T-Zellen-Rezeptoren verändern, wenn einzelne Teile ausgetauscht werden. „Da es mehrere Milliarden Varianten gibt, verändern wir mehrere Bausteine gleichzeitig, da wir so möglichst viele Komponenten zugleich testen können“, so Zajc. „Dabei schauen wir immer wieder iterativ, was besser oder schlechter funktioniert, lernen daraus und versuchen so, uns von Runde zu Runde zu verbessern.“ Die Hoffnung ist, die Mechanismen der CAR-T-Zellen zu verstehen, sodass sie irgendwann für alle Tumorarten anwendbar sind und die Therapie zudem schonender für die Patient*innen ist.
Vor den Vorhang holen
Charlotte Zajc bekam für ihre Forschung ein „For Women in Science“-Stipendium (mehr unten). Sie hält diesen Preis für ein wichtiges Zeichen. „In der Forschung gibt es immer noch keine Parität“, sagt sie. „Somit ist Sichtbarkeit ein großes Thema für Wissenschafterinnen und ,For Women in Science’ trägt dazu bei.“ Auch in ihrem Umfeld versucht Charlotte Zajc Frauen zu bestärken, in die Forschung zu gehen – vor allem mit ihrem Podcast „Die Wissen schafft“.
Forscherinnen sichtbar machen
1998 rief die UNESCO in Kooperation mit dem Kosmetikunternehmen L'Oréal eine Initiative zur weltweiten Förderung der Rolle von Frauen in der Wissenschaft ins Leben. „For Women in Science“ würdigt seither international führende Wissenschafterinnen aus den Regionen Afrika / arabischen Staaten, Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika und Nordamerika und vergibt überdies an exzellente Grundlagenforscherinnen aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften oder Mathematik Stipendien.
Mehr dazu unter forwomeninscience.com

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