Innovatives Brustkrebs-Screening in Wien setzt Maßstäbe

A nurse helps a patient undergo a mammogram procedure.
Pilotprojekt: Die Kontrastmittel-Mammografiekönnte die Brustkrebs-Früherkennung besonders bei dichtem Brustgewebe deutlich verbessern.

Eine neue Methode könnte die Früherkennung von Brustkrebs revolutionieren – vor allem für Frauen, bei denen herkömmliche Mammografien an ihre Grenzen stoßen. Die Kontrastmittel-Mammografie, kurz CEM, verspricht genauere Diagnosen bei dichtem Brustgewebe und weniger unnötige Folgeuntersuchungen. 
Wien nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein. Hinter dem Pilotprojekt steht Pascal Baltzer, Professor für Magnetresonanzradiologie an der Medizinischen Universität Wien. Der international renommierte Radiologe leitet seit 2024 das Christian-Doppler-Labor für patientinnenzentrierte Brustbildgebung sowie die österreichweite VABABS-Studie zur Kontrastmittel-Mammografie. 

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Pascal Baltzer, Professor für Magnetresonanzradiologie an der Medizinischen Universität Wien

Etwa die Hälfte aller Frauen hat dichtes Brustgewebe, das auf herkömmlichen Mammografien Tumore verdecken kann. Die CEM geht einen Schritt weiter: Nach der Gabe eines gut verträglichen Kontrastmittels werden zwei Aufnahmen angefertigt. Tumorgewebe reichert das Kontrastmittel stärker an und wird
dadurch auch in dichtem Gewebe sichtbar. „Nach vorläufigen internationalen Daten ist die CEM in der Lage, anderweitig okkulten Brustkrebs in Frauen mit dichtem Gewebe frühzeitig zu entdecken“, erklärt Baltzer. Die bisherigen Daten bestätigen die hohe Genauigkeit und auch die Verträglichkeit ist ausgesprochen gut.

Mehr Klarheit 

Während der entscheidende Vorteil der MRT in der frühzeitigen Diagnose von Tumoren liegt, die in dichter Brust mit herkömmlichen Methoden leicht übersehen und so als Intervallkarzinome klinisch auffällig werden, trägt diese gleichzeitig dazu bei, falsche Alarme deutlich zu reduzieren und das Screening für Patientinnen effizienter und schonender zu machen. Bei der CEM werden mit geringerem apparativem Aufwand und geringeren Kosten ähnliche Genauigkeiten erwartet.
Das Wiener Pilotprojekt VABABS, gefördert vom  Wiener Wirtschafts- und Technologie Fonds, bietet einen weltweit einzigartigen Vorteil: Es vergleicht innerhalb derselben Patientin den Nutzen von Ultraschall und CEM. So lässt sich präzise ermitteln, welche Methode welche Tumorart erkennt und ob unnötige Rückrufe vermieden werden können.

Vorteil Österreich

Eine flächendeckende Einführung würde also durchaus Sinn machen.  „Generell braucht man ein CEM-fähiges Mammografiegerät, das werden über kurz oder lang alle Mammografiegeräte können“, so Baltzer. Hinzu kommt ein Kontrastmittelinjektor – der Rest sei reine Logistik. Ein Vorteil in Österreich: Das Screening funktioniert bereits mit individuellen Patientinnenbesuchen, die Umstellung wäre daher weniger kompliziert als in vielen anderen  Ländern. Die frühzeitige Erkennung ermöglicht nicht nur weniger aufwendige Therapien, sondern könnte auch Zusatzverfahren wie MRT und unnötige Biopsien vermeiden. Eine Kosteneffektivitätsanalyse steht noch aus – erste Modellierungen werden in den nächsten Monaten erwartet.

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.

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