Renata Raidou revolutioniert medizinische Visualisierungen
Digitale Modelle und medizinische Daten verschmelzen zu visuellen Analysen – Grundlage für personalisierte Medizin.
Komplexe medizinische Daten sind schwer zu lesen – selbst für Fachleute. Genau hier setzt die Arbeit von Renata Raidou an. Die Informatikerin und Professorin an der TU Wien entwickelt visuelle Analysewerkzeuge, die komplexe Informationen in verständliche Darstellungen übersetzen. Diese bewegen sich an der Schnittstelle von Informatik und Medizin, einem Bereich, in dem unterschiedliche Fachsprachen aufeinandertreffen. Raidous Hintergrund in Elektrotechnik, Informatik und Biomedizintechnik hilft ihr, diese Welten zu verbinden.
„Wichtig ist, gemeinsam zu denken und die klinischen Workflows mitzuerleben“, sagt sie. Ob Kardiologie, Ophthalmologie oder klinische Physik – durch Co-Design mit Expertinnen und Experten entstehen Lösungen, die wissenschaftlich tragfähig und im Alltag einsetzbar sind.
Sichtbar machen
Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Darstellung von Unsicherheiten in medizinischen Daten – ein Thema, das oft gemieden wird. „Unsicherheit kann Entscheidungen komplizierter machen“, sagt Raidou. Deshalb gehe es nicht um Visualisierung um ihrer selbst willen, sondern um echten Nutzen. Klinikerinnen und Kliniker seien offen und sehr klar in ihren Rückmeldungen: Entscheidend sei, ob ein Werkzeug gebraucht wird, in der Praxis funktioniert – und am Ende hilft, Leben zu retten.
KI und Mensch Künstliche Intelligenz spielt eine zentrale Rolle, denn medizinische Daten sind enorm vielschichtig. KI-Modelle finden Muster und Strukturen, die manuell kaum erkennbar wären. Doch Raidou betont den menschlichen Faktor: „AI kann analysieren, aber Menschen geben Bedeutung und Vertrauen.“ Visualisierungssysteme verbinden beides: Sie machen KI-Ergebnisse nachvollziehbar, überprüfbar und steuerbar – ein essenzieller Punkt für Entscheidungen im klinischen Alltag.
Renata Raidou, Associate Professor für biomedizinische Visualisierung und visuelle Analytik an der TU Wien.
Demokratisierung von Wissen
Daten allein sind nicht befähigend. Erst zugängliche, interaktive Darstellungen ermöglichen es, Informationen wirklich zu verstehen – für Ärzt*innen, Entscheidungsträger*innen, aber auch Bürgerinnen und Bürger. „Demokratisierung heißt, Daten verständlich und nutzbar zu machen“, sagt Raidou. Dabei gehe es auch darum, diverse Perspektiven einzubeziehen und Werkzeuge gemeinsam mit den Menschen zu entwickeln, die sie später nutzen.
Wünsche für die ZukunftTechnologisch wünscht sie sich Systeme, die KI noch enger mit menschenzentrierten Prinzipien verbinden. Gesellschaftlich sieht sie Visualisierung als Werkzeug für mehr Gerechtigkeit im Gesundheitswesen. Und in der Lehre setzt sie auf Neugier und Stärkung der Eigeninitiative: „Studierende sollen Fragen stellen, über Fachgrenzen hinausdenken und experimentieren dürfen.“ Raidous Forschung zeigt, wie aus Daten Erkenntnisse werden – und wie Visualisierung dazu beitragen kann, Entscheidungen sicherer und verständlicher zu machen.
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