BOKU-Forschungsprojekt: Gemeinsam gegen die Hitze in der Stadt

BOKU-Forschungsprojekt: Gemeinsam gegen die Hitze in der Stadt
„Urban Heat Equality“ erarbeitete mit Betroffenen Strategien für den Umgang mit Hitze in der Stadt.

Schon 1982 sang Billy Idol, dass es „Hot in the City“ sei, doch damals wurden im Schnitt zwei Grad weniger verzeichnet. Durch den Klimawandel heizt sich der urbane Bereich immer mehr auf. „Die steigenden Temperaturen haben auf die Bevölkerung gesundheitliche Effekte“, sagt Maximilian Muhr, M.Sc. vom Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik (Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) an der BOKU University. „Das reicht von Kreislauferkrankungen über psychische Belastungen bis zum Todesfall im Extremfall.“

Ungleichheit entsteht

Das Forschungsprojekt „Urban Heat Equality“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Hitze auf die Bevölkerung. „Wo in Wien Hitzeinseln zu finden sind, ist bekannt. Das Novum an unserer Forschung ist, dass wir diese Daten mit Daten zur Betroffenheit verschnitten haben“, sagt Muhr. „Wir haben versucht, die Verletzlichkeit der Menschen in gewissen Faktoren abzubilden.“ In die Berechnung flossen Indikatoren wie Einkommen, Alter oder Familiensituationen auf Zählsprengelebene ein. Muhr: „Neben diesen Daten und den Temperaturmessungen war die Nähe zu Grün- und Wasserflächen sowie anderen Naherholungsgebieten Teil der Berechnung.“

Wien gilt mit einem Anteil von 50 Prozent Grünflächen als grüne Stadt. „Einen großen Teil davon machen Wienerwald, Lobau und Donauinsel aus, dazu kommen einige große Parks“, so Muhr. „Das alles sagt aber nichts darüber aus, wie Hitze in den dicht besiedelten Gebieten wirkt.“ Gerade in Bezirksteilen, wo sich die Luft extrem aufheizt, sind nicht genügend Grünflächen vorhanden, die für Abkühlung sorgen. „Dort sind häufig hohe Anteile an verletzlichen Personengruppen zu finden“, so der Nachhaltigkeitswissenschafter. „Es ist ein Anzeichen, dass gerade für die Menschen, die sie dringend benötigen, nicht genügend Grünflächen da sind.“

46-216001968

Maximilian Muhr, M.Sc., BOKU University

Gemeinsam handeln

Da dem Forschungsteam von „Urban Heat Equality“ ein Zurückgreifen auf bestehende Daten nicht weit genug reichte, wurden auch eigene Erhebungen in Form von Interviews und Fokusgruppen durchgeführt. Das Projekt war von Anfang an partizipativ und interaktiv ausgerichtet. „Nichtwissenschaftliche Akteur*innen einzubeziehen, war uns wichtig, daher haben wir mit Obdachlosen, Menschen mit Behinderungen und Armutsbetroffenen im Workshop-Format erarbeitet, wie sie sich die Umgestaltung eines bestimmten Stadtraums vorstellen würden“, so Muhr. Auch eine Referenzgruppe von städtischen Entscheidungsträger*innen sowie Interessensvertretungen und Sozialorganisationen waren in Form von Workshops und direktem Austausch eingebunden. Muhr: „Wir sehen es als unsere Verantwortung, dass ,Urban Heat Equality‛ nicht nur mit einem wissenschaftlichen Bericht endet, sondern wollen auch Outputs generieren, mit denen die Stadt Wien oder andere Praxisakteur*innen etwas anfangen können.“

Was sich bei der Zusammenarbeit mit Betroffenen zeigte, ist, dass sich diese naturbasierte Lösungen als Abkühlungsmöglichkeiten in der Stadt wünschen. „Die Vorschläge reichten von mehr Baumbestand entlang der Straßen bis hin zu begrünten Öffi-Haltestellen“, fasst Maximilian Muhr zusammen. „Die Betroffenen wünschen sich mehr Einbeziehung in entsprechende Entscheidungsprozesse.“

Frau am PC

Kommentare