Stressfaktor Umwelt: Wie Lebewesen unter extremen Bedingungen leiden

Stressfaktor Umwelt: Wie Lebewesen unter extremen Bedingungen leiden
Viele Tierarten sind eigentlich gut an extreme Lebensräume wie Wüsten oder Polarregionen angepasst. Doch die Veränderungen im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen, sind schneller, stärker und vielfältiger als je zuvor. Selbst bislang stabile Lebensräume geraten zunehmend aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Tiere, und damit auch wir Menschen, stehen unter wachsendem Umweltstress. Eine internationale Studie unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt nun, wie tief dieser Stress geht: bis in die kleinsten Einheiten des Lebens, die Zellen.
Umweltfaktoren unter der Lupe
Das Forschungsteam aus Österreich, Belgien und Italien hat zahlreiche Studien ausgewertet und sieben zentrale Stressfaktoren identifiziert, die zelluläre Prozesse im Körper beeinflussen:
- Hitzewellen
- Wassermangel
- Lichtverschmutzung
- Lärm
- Landnutzung
- Schadstoffe
- minderwertige Nahrung.
Diese Belastungen lösen sogenannte oxidative Prozesse aus, also eine Art innerer Stress, bei dem im Körper schädliche Sauerstoffverbindungen (ROS) entstehen. Die Folge: Zellen werden geschädigt, die Abwehrmechanismen überlastet, Krankheiten und sogar der Tod können die Konsequenz sein. Betroffen sind dabei nicht nur einzelne Tiere, sondern ganze Populationen und Arten.
Forschung mit Blick auf das große Ganze
Die Studie spricht sich deshalb für einen neuen, ganzheitlichen Forschungsansatz aus: das sogenannte One-Health-Konzept, das Mensch, Tier und Umwelt gemeinsam in den Blick nimmt. „Auch der Mensch ist letztlich ein Tier“, sagt Studienleiterin Valeria Marasco. Die Vorgänge im Tierkörper können also Rückschlüsse auf unsere eigene Gesundheit erlauben.
Ein zentrales Konzept dabei ist das Bio-Exposom. Es beschreibt, wie Umweltfaktoren auf zellulärer Ebene wirken und den Organismus beeinflussen. "Wenn wir diese Mechanismen besser verstehen, können wir auch besser auf die Herausforderungen reagieren, die der Klimawandel und andere menschgemachte Veränderungen mit sich bringen", so die Forscher.
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