Umgang mit der ersten Regel: Teenie-Tage sollen kein Tabu sein

Fundiertes Wissen und eine sorgsame Planung helfen Mädchen, ihre Tage gut zu bewältigen.
Mit durchschnittlich 13 Jahren ist es bei den meisten Mädchen in Österreich so weit: Sie bekommen ihre erste Periode, Menarche genannt – ein Ereignis, das in vielen Familien noch immer mit viel Unwissen und Unsicherheit verbunden ist. Umfragen zeigen, dass die meisten Mädchen eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation haben und Wissenslücken weit verbreitet sind.
Seit 14 Jahren kämpft Bettina Steinbrugger mit der Menstruationsplattform www.erdbeerwoche.at gegen diese an. Mythen und Tabus rund um die Monatsblutung halten sich teilweise hartnäckig, sagt die Expertin, zudem sei die Regel immer noch mit Scham besetzt. „Offen, ehrlich und ohne Scham in der Familie darüber zu sprechen, ist extrem wichtig“, betont Steinbrugger. „Wichtig ist: nicht erst warten, bis Fragen kommen, sondern das Thema aktiv ansprechen und altersgerecht aufklären.“ (Dabei helfen Bücher oder interaktive Lernplattformen, siehe „Fakten“.)
Slips für Jugendliche
Zu den wichtigsten Fragen von Mädchen zählt jene nach dem passenden Hygieneprodukt. Bisher nutzten laut einer Yougov-Umfrage drei Viertel der Teenager Binden als Einstiegsprodukt. Seit einigen Jahren gibt es eine Trendwende hin zu nachhaltigeren Alternativen: „Seit Gründung der Erdbeerwoche im Jahr 2011 hat sich der Periodenprodukte-Markt massiv verändert“, erklärt die Expertin. „Waren zu Beginn wiederverwendbare Produkte wie die Menstruationstasse oder Stoffbinden noch nahezu gänzlich unbekannt, sind diese mittlerweile dem Großteil aller Menstruierenden ein Begriff.“
Besonders breit gefächert ist das Angebot an Menstruationsunterwäsche. Selbst der Marktführer o.b., der vor 75 Jahren die ersten Tampons auf den Markt brachte, hat sein Sortiment erweitert und vor einem Jahr die ersten Periodenslips – Unterhosen, die größere Mengen Blut aufnehmen und in der Waschmaschine gewaschen werden können – lanciert. Seit September gibt es einen speziellen Bio-Baumwoll-Slip für Teenager, der Auslaufschutz für Schultage und Nächte garantiert.
Expertin Steinbrugger begrüßt die Produktneuheit: „Ein wichtiger Schritt, der definitiv zur Verbreitung und Akzeptanz wiederverwendbarer Periodenprodukte beitragen wird.“ Generell empfiehlt sie Mädchen ab etwa neun Jahren, vorsorglich Einwegbinden in die Schultasche zu packen.
Tampon-Alternative
Periodenunterwäsche ist waschbar (bei 60 Grad), saugfähig und kann Binden oder Tampons ergänzen oder ersetzen. Sie kann mehrere Jahre verwendet werden.
60 % der Mädchen
gaben 2017 in einer Umfrage an, dass sie eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation haben. 70 % der Buben finden das Thema „unwichtig“.
Ready for Red
Die Online-Plattform bringt Jugendlichen das Thema Periode spielerisch näher. https://www.ready-for-red.at/start/
Auch Periodenunterwäsche eigne sich sehr gut für Junge. „Sie ist besonders einfach in der Anwendung und kann schon prophylaktisch angezogen werden, wenn sich die Periode ankündigt und ein Durchbluten der Unterwäsche, vor dem Mädchen besonders Angst haben, vermieden werden soll.“
Wichtig für Eltern: Produkte nicht irgendwo verstecken, sondern gut sichtbar im Bad platzieren – auch wenn die eigenen Töchter noch keine Regel haben. „So werden sie neugierig und stellen Fragen, die man ehrlich und kindgerecht beantworten sollte.“
Männer sind mitgemeint
Gegen das Tabu hilft, eigene Erfahrungen zu teilen. Auch Väter bzw. Männer können dazu beitragen, indem sie etwa erzählen, wann sie zum ersten Mal erfahren haben, dass Frauen menstruieren. „So kommt man schnell ins Gespräch und kann Mythen aufklären, die vielleicht früher bestanden haben“, sagt Steinbrugger. „Indem man darüber spricht, zeigt man, dass die Periode etwas ist, das jede und jeden betrifft.“
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