Tierisches Comeback in Österreich: Von Bär, Elch und echten Heimkehrern

Ein Luchs liegt auf einem Baumstamm.
Zuletzt besuchten ein Braunbär aus Italien und Elch Emil Österreich. Andere Rückkehrer haben sich bereits etabliert.

Wildtiere kennen keine Grenzen. Jüngst tappte ein Bär in Pfunds in die Fotofalle. Das Schwergewicht stammte vermutlich aus der Trentiner Population und kam zur Stippvisite nach Tirol. Davor spazierte Elch Emil aus Polen über Tschechien nach Österreich, wanderte mehr als ein Monat zickzack durch Nieder- und Oberösterreich, bis er schließlich sicher Richtung Böhmerwald abgeschoben wurde. 

Beide Spezies haben das Potenzial, Hierzulande wieder heimisch zu werden. Sie sind nicht die einzigen.

Von Ameisenjungfer (ausgestorben) bis Wiesenknopf-Feuerzikade (vom Aussterben bedroht): Die Rote Liste der gefährdeten Tierarten in Österreich ist lang. Der letzte gebürtige Braunbär verschwand 2011. Für Elche belegen Knochenfunde ein mitteleuropäisches Vorkommen von der Prähistorie bis ins Mittelalter; erst seit den 1990er-Jahren schauen fallweise Besucher à la Emil vorbei. 

Arten sterben wegen Bejagung, Nahrungsmangel und Verlust von Lebensraum aus

„Es gibt viele Arten, darunter Säuger, aber auch Vögel, die gerne bejagt wurden. Die besseren Schusswaffen ab Ende des 18. Jahrhunderts trugen zu ihrer Ausrottung bei“, sagt Christian Pichler von der Umweltschutzorganisation WWF.

Der Biber etwa wurde des Pelzes wegen ins Visier genommen, der Wolf als Jäger von Wild und Nutztieren und Risiko für den Menschen. Seeadler blieben als Nahrungskonkurrenten sowie aufgrund des Verlusts von Lebensraum auf der Strecke. Nicht zuletzt hielten Insektizide, die in der Landwirtschaft der 1950er-, 60er-Jahre vermehrt eingesetzt wurden, die hungrigen Überfliegern fünfzig Jahre lang fern.

Nur ein Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen rettet Wildtiere

„Es ist selten nur ein Grund, der eine Spezies aussterben lässt“, sagt der Artenschützer. Genauso ermöglicht in der Regel nur ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren das Comeback

Auf EU-Ebene zählen die Vogelschutzrichtlinie aus 1979 sowie die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aus 1992 zu den Meilensteinen. Regional führen Nachzucht- und Aussiedlungsprojekte zum Erfolg. 

So brüten Bartgeier nach internationaler Zusammenarbeit seit 2001 wieder regelmäßig in Österreich, davor gab es mehr als hundert Jahre keine Küken. Der WWF versucht seit geraumer Zeit, Luchse anzusiedeln, um die genetische Vielfalt der Einzelgänger zu stärken. Auch die Schaffung von Grünkorridoren soll die scheuen Raubkatzen zu einer wachsenden Population zusammenführen. 

Schutzmaßnahmen fördern nicht nur die Leitarten

Dabei profitieren nicht nur Leitarten von gesunden Ökosystemen im großen Stil. In den renaturierten March-Auen z.B. etablierten sich mehr als 500 gefährdete Tier- und Pflanzenarten, darunter Donaukammmolch, Lauchschrecke und Moorfrosch.

Braunbär und Elch dagegen werden in absehbarer Zeit nicht zu Österreichern. Von deren kleinen Beständen in den Nachbarländern hat aktuell keiner einen Grund, sich eine neue Bleibe zu suchen. WWF-Experte Pichler ist überzeugt: „Mit der Rückkehr spektakulärer Arten ist derzeit nicht zu rechnen.“

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