Studie: Mond hat (fast) keinen Einfluss auf Geburten

Mond am Nachthimmel
Es wurde kein Effekt der Mondphasen auf die Häufigkeit und Art von Entbindungen festgestellt. Es gibt eventuell einen kleinen Effekt auf die Länge der Wehen in der Nacht.

Ob gerade Neu-, Voll- oder Halbmond herrscht, auf Geburten hat das - entgegen mancher Meinungen - de facto keinen Einfluss. Dies zeigt eine wissenschaftliche Arbeit von Innsbrucker und Wiener Wissenschaftern mit Daten aus ganz Österreich, die jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift Birth erschienen ist.

Der Hintergrund, so die Autoren: Vor allem bei Melatonin ist gezeigt worden, dass die Konzentrationen dieses Hormons zum Beispiel bei Vollmond während der Nacht deutlich geringer gebildet werden als in einer anderen Mondphase. Im Zuge des Geburtsvorganges dürfte es auch die Kontraktilität der Gebärmutter erhöhen. Hypothetisch könnten hormonelle Einflüsse unter Einfluss von Mondphasen eine Wirkung haben.

Daten von fast 500.000 Geburten

Die wissenschaftliche Arbeit von Karin Windsperger von der MedUni Wien stützte sich auf Daten von 462.947 Entbindungen an allen 82 geburtshilflichen Krankenhausabteilungen Österreichs über einen Zeitraum von acht Jahren hinweg. 

241.518 der Geburten waren am Tag (6.00 Uhr bis 21.00 Uhr), 220.429 der Babys kamen zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr früh auf die Welt. Berücksichtigt wurden Neugeborene nach zumindest 23 Schwangerschaftswochen und mehr als 500 Gramm Geburtsgewicht. Die Mondphasen zum jeweiligen Termin wurden in die Kategorien Neu- und Vollmond sowie "andere" eingeteilt.

Zunächst wurde analysiert, ob die Mondphasen einen Einfluss auf die standardisierte Geburtenrate (SBR) haben. Die Wissenschafter: "Als primären Ergebnisparameter wollten wir untersuchen, ob unterschiedliche Mondphasen bei Tag oder Nacht einen Einfluss auf die Geburtenrate haben. Daher verwendeten wir die SBR als adjustierte Berechnung, um potenziell verwirrende Variablen wie bekannte Schwankungen hinsichtlich Wochentagen, Monaten und Jahren zu eliminieren. Die SBR stellt den Quotienten aus der beobachteten Anzahl von Geburten pro Mondphase (Obs) geteilt durch die erwartete Anzahl von Geburten (Exp) dar." Sekundär wurde die Dauer der Wehen und der Zustand des Neugeborenen ausgewertet.

Gleicher Anteil an Entbindungen - Gleicher Zustand der Neugeborenen

Der Mond mag zwar angeblich Abläufe auf Erden beeinflussen, bei den Parametern, welche die wissenschaftliche Untersuchung berücksichtigte, spielte er keine Rolle. Der jeweilige Anteil der Geburten unterschied sich nach den Mondphasen nicht. 

Die Wissenschafter: "Von den 462.947 (...) Geburten fanden 242.518 (52,4 Prozent) tagsüber und 220.429 (47,6 Prozent) nachts statt. Genauer gesagt zeigten 8.137 (3,4 Prozent) Fälle eine Tagesgeburt bei Neumond, 8.089 (3,3 Prozent) eine Tagesgeburt bei Vollmond und 226.292 (93,3 Prozent) eine Tagesgeburt während anderer Mondphasen. Von den nächtlichen Geburten fanden 7.616 (3,5 Prozent) bei Neumond, 7.560 (3,4 Prozent) bei Vollmond und 205.254 (93,1 Prozent) während anderer Mondphasen statt." Es handelte sich also nur um Schwankungen im kleinen Promille-Bereich.

Auch bei den Babys zeigten sich keine Unterschiede. "Insgesamt kam es bei 45.614 (18,8 Prozent) Geburten am Tag zu einem kurzfristig ungünstigen Zustand des Neugeborenen, davon 1.590 (3,5 Prozent) bei Neumond, 1.546 (3,4 Prozent) bei Vollmond und 42.478 (93,1 Prozent) in anderen Mondphasen. Bei 41.927 (19 Prozent) der Geburten in der Nacht gab es kurzfristig einen ungünstigen Zustand des Neugeborenen, davon 1.408 (3,4 Prozent) bei Neumond, 1.435 (3,4 Prozent) bei Vollmond und 39.084 (93,2 Prozent) in anderen Mondphasen", fassten die Wissenschafter ihre Ergebnisse zusammen.

Einzig und allein bei der maximalen Gesamtdauer der Wehen war eine Tendenz zu einer statistisch signifikanten Verlängerung in der Nacht außerhalb von Voll- und Neumond erkennbar. Die mittlere Dauer der Wehen betrug tagsüber sechs Stunden, in der Nacht fünf Stunden. Diese Mittelwerte waren in beiden Kategorien für alle Mondphasen gleich.

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