Hawkings Vermächtnis: Wie die Menschheit überleben kann

Hawkings Vermächtnis: Wie die Menschheit überleben kann
Im neuen Buch des verstorbenen Astrophysikers geht es um die großen Fragen rund um die Zukunft der Menschheit.

"Hab Spaß da draußen unter den Sternen", twitterte Barack Obama am 14. März 2018, dem Todestag des Astrophysikers Stephen Hawking. Dass der Popstar unter den Wissenschaftlern „da oben“ gerade mit Einstein oder Newton Party macht, ist ein schöner Gedanke. Hawking selbst meinte: "Alle Dinge sind möglich, bis das Gegenteil bewiesen ist."

In diesem Sinne erklärt er in seinem neuen Buch ein allerletztes Mal die Welt – posthum. "Kurze Antworten auf große Fragen" ist aus dem persönlichen Archiv des Astrophysikers hervorgegangen – ein Extrakt aus Reden, Interviews, Essays, Entgegnungen, Stellungnahmen. Er hat selbst noch daran gearbeitet. Viele seiner Gedanken dürften bereits bekannt sein, weniger brisant sind sie nicht. Denn jetzt geht es, gewissermaßen, ums Ganze. Dabei werden tief in seiner Wissenschaft verwurzelte Fragen zur Existenz Gottes oder zur Gestaltung der Zukunft berührt, aber auch solche, die wenig mit seinem eigentlichen Wirken zu tun haben. Wie etwa das Überleben des Menschen oder ob uns die Künstliche Intelligenz über den Kopf wachsen wird. Und das, trotzdem, mit einem gewissen Augenzwinkern.

Dramatische Lage

Dennoch: Nicht alle seiner Antworten sind erfreulich. Bereits zu Lebzeiten hat Hawking die Lage der Welt als dramatisch eingeschätzt. Im Buch wird das erneut verdichtet: Die Erde wird zu klein für uns, der Mensch hat seinem Planeten ein katastrophales Geschenk beschert – den Klimawandel. Der ist für Hawking eine "akutere Gefahr als, beispielsweise, der Zusammenstoß mit einem Asteroiden". Seine Einschätzung: "Ein Anstieg der Meerestemperatur würde die Polareiskappen abschmelzen und die Freisetzung großer Mengen von Kohlendioxid verursachen. Beide Prozesse können dazu führen, dass wir ein Klima wie auf der Venus mit einer Temperatur von weit über 250 Grad bekommen." Daher träumt Hawking einmal mehr von Weltraumreisen und der Besiedelung anderer Planeten. Keine Science-Fiction, sondern die einzige Möglichkeit des Menschen, auch noch in 100 Millionen Jahren zu existieren. Innerhalb eines Jahrhunderts, meint er, sei es so weit: "Dann werden wir fähig sein, im Sonnensystem überallhin zu reisen ..."

Niemand hat das Universum erschaffen

Schließlich die Frage nach der Existenz Gottes und der Menschheit Ursprung. Da müssen Gläubige stark sein, denn von einem Allmächtigen, der die Welt erschaffen haben soll, ist auch diesmal nicht die Rede. Im Gegenteil. Niemand habe das Universum erschaffen, niemand lenkt unsere Geschichte, so Hawking. Seine Argumente folgen Naturgesetzen, die Naturwissenschaft würde eine schlüssigere Erklärung liefern als ein göttlicher Schöpfer: "Sollten Sie mich fragen, ob ein Gott das Universum erschaffen hat, antworte ich Ihnen, schon Ihre Frage sei sinnlos. Denn vor dem Urknall existierte keine Zeit, folglich gab es auch keine Zeit." Und es existiert auch kein Jenseits: "Ich denke, dass wir wieder zu Staub werden, wenn wir sterben." Also doch keine Sause mit Einstein und Newton im Himmel.

Hawking liefert dennoch Trost: Das "Leben nach dem Leben" existiert – nur anders. "In unserem Einfluss und in den Genen, die wir an unsere Kinder weitergeben." Eine von Hawkings letzten Botschaften richtet sich daher an die "Kinder", die nächste Generation und junge Menschen. Sie sollen daran denken, "hoch zu den Sternen und nicht runter zu ihren Füßen zu schauen". Sie sollen versuchen zu verstehen, was sie rund um sich sehen. Und sie sollen sich immerzu fragen, wie das Existieren des Universums möglich ist. Es geht um grenzenlose Neugier und darum, mit seinem Denken kreuz und quer durchs Universum zu reisen.

Hawkings durchaus optimistisches Plädoyer: "Wir alle sind Zeitreisende, die gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft sind. Lasst uns also gemeinsam daran arbeiten, aus dieser Zukunft einen Ort zu machen, den wir gerne besuchen. Seid tapfer, neugierig, entschlossen und überwindet alle Widrigkeiten. Wir können es schaffen!"

Buchtipp: "Kurze Antworten auf große Fragen", S. Hawking, Klett-Cotta, € 20,–

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