Schwanger mit 14 Jahren
Ines’ Mutter hatte zwar damit gerechnet, dass ihre jüngste Tochter „einmal früh anfangen wird“. Dass sie aber schon mit 14 schwanger wurde, verschlug ihr doch die Sprache. „Zuerst war es für uns alle ein Schock. Doch meine Mutter und meine Geschwister standen immer hinter mir“, erinnert sich Ines. Abtreibung war deshalb nie ein Thema. Luca ist mittlerweile ein aufgeweckter, fröhlicher Dreijähriger.
Derzeit kommt seine jetzt 17-jährige Mama wieder regelmäßig in die Beratungsstelle „Young Mum“ im Wiener Krankenhaus „Göttlicher Heiland“. Im Juli erwartet sie ihr zweites Kind. „Egal, ob Mädchen oder noch ein Bub: Es ist ein Wunschkind. Und der Altersunterschied zu Luca ist noch nicht zu groß.“ Der Bub streicht dabei über ihren Bauch. „Er hat schon eine richtige Beziehung zum Baby“, strahlt sie.
Vorfreude, praktische Überlegungen und das ältere Kind versorgen: „Sehr junge Mütter unterscheiden sich kaum von älteren. Sie tragen aber für ihr Alter viel Verantwortung. Wenn sie die richtige Unterstützung bekommen, können sie sehr gute Mütter werden“, sagt Uschi Reim-Hofer. Sie arbeitet seit 37 Jahren als Hebamme, 2003 hat sie „Young Mum“ gegründet. „Weil schwangere Teenager andere Bedürfnisse und Sorgen haben als Erwachsene und es für sie keine eigenen Anlaufstellen gab.“ Die Schwangerschaften sind ja meist ungeplant. Die Mädchen haben eine besondere Doppelbelastung. Sie sind selbst noch fast Kinder und werden Mutter.“ Dazu kommen oft Probleme mit Partnern, Eltern, Freunden, Schule oder Beruf. „Es ist wichtig, Raum für Gespräche zu geben. Da ist sehr sensible Arbeit nötig. Anders als bei älteren Schwangeren, gibt es bei Teenagern enormen Redebedarf zu diesen Themen.“ Während der Geburt sei dann „eine andere Art von Zuwendung“ gefragt. „Durch das intensive Erlebnis werden aus Mädchen Frauen.“
Abwertung
Viele junge Schwangere und Mütter kommen schwer damit zurecht, von der Gesellschaft abgewertet zu werden: „Dass sie ihre Kinder vernachlässigen und lieber in die Disco gehen, ist noch immer ein verbreitetes Vorurteil“, weiß Reim-Hofer. „Meine Kinder sind mir wichtiger als jeder Mann. Ich kann aber genauso viel richtig und falsch machen wie eine 30-Jährige“, ergänzt Ines. Solche Vorurteile kennt auch Larissa, 19, seit sie mit 14 schwanger wurde. Nikos, ihr Ein und Alles, ist jetzt vier. „Wenn er in einem Geschäft laut wurde, dachten viele: Die ist zu jung und hat das nicht im Griff. Das passiert älteren Müttern seltener.“ Ihr ging es bei den „Young Mum“-Terminen anfangs um den Kontakt zu gleichaltrigen Schwangeren. Sie entschied sich bewusst für das ungeplante Kind – allen Empfehlungen zur Abtreibung zum Trotz. „Diese Zeit war nicht einfach, da habe ich mich bei Young Mum wirklich aufgehoben gefühlt.“
Zum „Young Mum“-Team im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien gehören Hebammen, Sozialarbeiterinnen sowie Psychotherapeutinnen und Gynäkologen. Sie betreuen junge Frauen in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt. Info unter: www.young-mum.at oder 01/40088-4400.
BilanzSeit 2003 kamen mehr als 1000 Babys von Teenager-Müttern zur Welt. Pro Jahr werden 130 dieser Schwangerschaften sowie 80 werdende Großeltern betreut.
BenefizveranstaltungAm 25.2. (20 Uhr) findet im Wiener Metropol „Musical Mamis“ statt – mit Musik und Lesungen (u. a. mit Eva Maria Marhold, Marika Lichter und den KURIER-Kolumnisten Gabriele Kuhn und Michael Hufnagl). Karten: www.metropol.at
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