Nobelpreise: Wer heuer zu den Favoriten zählt

Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel im Nobel Museum in der Altstadt von Stockholm.
Unter anderem Galaxie-Forscher und Genetik-Spezilaisten. Nobelpreis-Woche beginnt am 1. Oktober mit der Auszeichnung für Medizin.

Die Bestimmung der Größe und Entfernung sowie des Alters von Galaxien hält Clarivate Analytics heuer für ebenso nobelpreiswürdig wie Arbeiten aus der Blut-, Superkondensatoren- und Neuroforschung. Basis für die Vorhersagen ist die Zahl der vielzitierten und somit für die einzelnen Fächer maßgeblichen Arbeiten, die Forscher veröffentlichten. 46 Preisträger hat man so schon vorhergesagt.

Die Nobelpreis-Woche beginnt am kommenden Montag (1. Oktober) mit der Bekanntgabe des oder der Medizin-Nobelpreisträger, gefolgt von Physik (2.10.) und Chemie (3.10.). Der Gewinner des Friedensnobelpreises wird am 5. Oktober verlautbart, am 8. Oktober folgt jener für Wirtschaftswissenschaften. 2018 sind die Preise mit je neun Millionen schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotiert, das ist eine Million mehr als im Vorjahr. Gibt es mehrere Preisträger, wird der Gewinn aufgeteilt. Übergeben wird die Auszeichnung wie alle Jahre wieder am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Die Verleihung des Literaturnobelpreises wird aufgrund von Belästigungs- und Korruptionsvorwürfen innerhalb der Schwedischen Akademie ausgesetzt. Die Ehrung soll im kommenden Jahr nachgeholt, also die Literaturnobelpreise für 2018 und 2019 gleichzeitig verliehen werden. Die anderen Ehrungen sind von dem Skandal nicht betroffen.

Im Gespräch für Medizin ...

Heiße Kandidaten für den Medizin-Nobelpreis wären laut "Clarivate Analytics" Minoru Kanehisa von der Universität Kyoto (Japan) für seine "Gen-Enzyklopedien", mit denen andere Forscher Daten von zellulären Prozessen vergleichen und interpretieren können, Solomon Snyder von der Johns Hopkins Uni in Baltimore ( USA), der viele Neuro-Botenstoffe identifizierte, sowie Napoleone Ferrara von der University of California in San Diego (USA), der Schlüsselregulatoren der Blutbildung entdeckte, die etwa bei Krebs medikamentös gehemmt werden können.

... Physik ...

Auch für den Physik-Nobelpreis kommen laut der Auswertung wieder viele US-Forscher in Betracht: So etwa David Awschalom und Arthur Gossard aus Chicago beziehungsweise Santa Barbara für ihre Beobachtungen, wie sich Elektronen von Magnetfeldern beeinflussen lassen, Sandra Faber aus Santa Cruz (USA) als Pionierin für Methoden zur Alters-, Entfernungs,- und Größenbestimmung von Galaxien und die drei Materialforscher Yury Gogotsi (Drexel University, USA), Rodney Ruoff (Ulsan National Institute in Südkorea) sowie Patrice Simon (CNRS in Frankreich) für ihre Arbeiten zu Kohlenstoff-basierten Materialien bezüglich Energiespeicherung und der Funktion von Superkondensatoren.

... Chemie ...

Zu den ehrenswerten Chemikern wird Eric Jacobsen von der Harvard University (USA) gezählt, der katalytische Reaktionen in der organischen Synthese erforscht hat, sowie JoAnne Stubbe (MIT, USA), die entdeckte, wieso spezielle Enzyme (Ribonukleotidreduktasen) wichtig für die Synthese und Reparatur von DNA sind. Überdies hätten George Sheldricks (Uni Göttingen) Computerprogramme "enormen Einfluss" auf die Strukturanalytik gezeigt.

... und Wirtschaftswissenschaften

Von den Wirtschaftswissenschaftern hebt Clarivate Analytics den Madrilenen Manuel Arellano (CEMFI, Spanien) und Stephen Bond von der Uni Oxford (Großbritannien) hervor, die den "Arellano-Bond-Schätzer" entwickelten, mit dem man die Entwicklung der Wirtschaft etwa bei Veränderung der politischen Rahmenbedingungen abschätzen kann. Als weitere Kandidaten für den Wirtschaftspreis werden Wesley Cohen (Duke University, USA) und Daniel Levinthal (Uni Pennsylvania, USA) genannt, die unter anderem entdeckten, wie Firmen externes Wissen evaluieren, aufnehmen und anwenden. Schließlich käme David Kreps von der Stanford Universität (USA) "für Beiträge zu dynamischen ökonomischen Phänomenen" als Preisträger in Frage.

46 Nobelpreisträger hat die Institution, die vormals unter dem Namen "Thomson Reuters" bekannt war, nach eigenen Angaben schon erfolgreich vorhergesagt. Mehr als die Hälfte davon (26) bekam die Ehrung noch im selben Jahr verliehen, andere mitunter deutlich später.

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