Mikroplastik: "Es werden beunruhigende Nachrichten auf uns zukommen"

Ein Löffel Mikroplastik.
Plastik ist überall. In zerkleinerter Form gelangt Kunststoff als Mikroplastik auch in den menschlichen Körper. Über die Auswirkungen wird immer mehr bekannt.

Stellen Sie sich einen Teelöffel vor, auf dem sich kleine bunte Plastikschnitzel türmen. Und nun stellen Sie sich vor, den Teelöffel zum Mund zu führen – und das Kunststoff-Konfetti zu essen. 

Klingt abstoßend und einigermaßen bizarr. Tatsächlich nehmen wir alle täglich Plastik zu uns. In Form von Mikroplastik. Ein Teil der Partikel durchwandert den Körper und wird ausgeschieden. Doch immer mehr Forschungen zeigen, dass sich die Partikel auch in Organen und anderen Gewebearten ablagern. 

Experte erklärt: Wie schädlich ist Mikroplastik?

Wie gesundheitsschädlich ist das? Wie lässt sich Mikroplastik im Alltag umschiffen? Und nehmen wir das Thema überhaupt ernst genug? Der KURIER hat dazu mit dem Zellbiologen und Toxikologen Michael Poteser von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien gesprochen. 

KURIER: Auch wenn man den Begriff inzwischen häufig hört: Was genau ist Mikroplastik? 

Michael Poteser: Allgemein sprechen wir von kleinen Kunststoffpartikeln, wobei der Größenbereich weit gefasst ist. Er reicht von fünf Millimetern, was relativ groß ist, bis in den Nanometer-Bereich, das sind winzigkleine Partikel. Die Bandbreite der Mikroplastikpartikel ist vor allem in der Umwelt sehr groß. Was wir in Studien im Körper finden, sind in der Regel keine Fünf-Millimeter-Teilchen, sondern wesentlich kleinere Partikel.

Stichwort Studien: Allein in diesem Jahr sind schon knapp ein Dutzend Studien zum Thema Mikroplastik erschienen, aus unterschiedlichen Fachdisziplinen. Worauf fußt das rege Forschungsinteresse? 

Wir sehen in der Forschung erst seit vergleichsweise kurzer Zeit, dass Mikroplastik ein Problem darstellen könnte. Darum sind wir nun mit einer großen Anzahl an Veröffentlichungen konfrontiert. 

Viele Untersuchungen drehen sich um das Auffinden von Mikroplastik in Lebensmitteln, Organen, Körperflüssigkeiten, an abgelegenen Orten der Welt. Wo man sucht, findet man es meist. Überrascht Sie das?

Nein. Wir haben selbst eine Studie gemacht, bei der wir im Fruchtwasser von werdenden Müttern nach Mikroplastik gesucht haben – und es dort auch gefunden haben. Das ist insofern nicht überraschend, weil es in der Umwelt in industrialisierten Ländern sehr weit verbreitet ist. Es ist fast logisch, dass es im Körper gefunden wird.

Auch in der Muttermilch wurde es gefunden. Das gibt Eltern zu denken …

Absolut. Mikroplastik ist aber nur ein Umweltschadstoff von vielen, der uns belastet. Und vielleicht nicht einmal der gefährlichste.

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