15 Prozent mehr Wasser: Klimawandel hat Starkregen in Österreich verstärkt

Mögliche Folge des Starkregens sind regionale Überschwemmungen.
Zusammenfassung
- Studie zeigt, dass kurzfristige Starkregenfälle in Österreich um 15 Prozent intensiver geworden sind, beeinflusst durch gestiegene Temperaturen.
- Regenmengen ganzer Tage steigen langsamer als kurzfristige Starkregen, was regionale Anpassungen bei Hochwasserschutz erfordert.
- Über 100 Jahre Messdaten zeigen den globalen Trend steigender Intensität von Starkregen außerhalb der Tropen.
Kurzfristige Starkregenfälle in Österreich bringen heute deutlich mehr Niederschlag als noch vor Jahrzehnten. Eine Analyse von mehr als 100 Jahre alten Messreihen, die Forscher im Fachmagazin Nature veröffentlicht haben, zeigt einen klaren Anstieg der Regenmengen bei plötzlichen, heftigen Niederschlägen. „Hier beobachten wir einen starken Aufwärtstrend“, erklärt Hydrologe Günter Blöschl von der TU Wien. Im Durchschnitt enthalten diese Regenfälle inzwischen 15 Prozent mehr Wasser – ein Effekt, der direkt auf die höheren Temperaturen zurückzuführen ist.
Die Studie, die auf Daten aus Österreich basiert, wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Wien, Geosphere Austria, dem Landwirtschaftsministerium und der Universität Graz durchgeführt. Dass eine Untersuchung mit rein österreichischen Messdaten den Sprung in Nature schafft, ist selten. Doch die Ergebnisse haben überregionale Bedeutung. Es handle sich um Erkenntnisse, die für weite Teile der Erde und vor allem für die mittleren Breiten Gültigkeit haben, erklärte Blöschl. Man zeige hier, wie sich die gestiegenen Temperaturen auf regionaler Ebene auswirken, und was das für die Hochwassersituation bedeutet.
Mehr als 100 Jahre Messdaten ausgewertet
In Österreich wird der Niederschlag seit über einem Jahrhundert von zwei unabhängigen Institutionen dokumentiert: der Geosphere Austria (ehemals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ZAMG) und dem Hydrografischen Dienst. Mit insgesamt 883 Messstationen, von denen 163 stündliche Werte erheben, konnte das Forschungsteam detaillierte Daten von 1900 bis 2023 analysieren, das gebe es so kein zweites Mal, so der Hydrologe.
Ein zentrales Forschungsthema ist, wie steigende Durchschnittstemperaturen – derzeit liegt die Erwärmung in Österreich bei etwa zwei Grad Celsius – die Häufigkeit und Intensität von Starkregen beeinflussen. Die zugrunde liegende physikalische Gesetzmäßigkeit ist, dass Luft pro zusätzlichem Grad Celsius rund sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Dadurch steigt die Energiemenge im Wettergeschehen. Die stärkere Erwärmung nahe der Böden führt nämlich auch dazu, dass die warmen Luftmassen von dort aus rascher aufsteigen. Somit werden sie weiter oben dann auch wieder schneller abgekühlt, was zu mehr Regen führt, erklärte Blöschl.
Kurzfristige Starkregenfälle deutlich intensiver
Bereits seit einiger Zeit vermuten Experten, dass kurzfristige Niederschlagsereignisse zunehmen. Doch erst jetzt konnte dieser Effekt präzise quantifiziert werden. In Österreich erlauben die Daten sogar eine detaillierte Analyse stündlicher Regenmengen seit 1950. Während sich von 1950 bis 1980 keine signifikante Veränderung abzeichnete, stieg die Intensität in den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich an. "Ein durchschnittlicher Starkregen brachte im Zeitraum 2003 bis 2023 um 15 Prozent mehr Wasser als ein durchschnittlicher Starkregen im Zeitraum 1950 bis 1970", so Klaus Haslinger von Geosphere Austria, Erstautor der Studie.
Dieser Anstieg ist weniger auf großräumige atmosphärische Veränderungen zurückzuführen, sondern lässt sich vielmehr durch die lokal verfügbare zusätzliche Energie erklären. Blöschl betont: "Das heißt dann auch, dass das mehr oder weniger überall außerhalb der Tropen auf ähnliche Weise passiert. Das ist die erste Studie weltweit, die das zeigt."
Extremereignisse über ganze Tage nehmen langsamer zu
Auffällig ist, dass die Regenmengen ganzer Tage bei Extremwetterlagen langsamer steigen als kurzfristige Starkregenfälle. Während heftige Schauer innerhalb weniger Stunden deutlich intensiver geworden sind, wuchs die Regenmenge ganzer Tage zwischen den 1990er- und 2010er-Jahren nur um acht Prozent. Das zeigt, dass sich unterschiedliche Regionen verschieden auf Hochwasserereignisse einstellen müssen.
Mit Sturzfluten, die von heftigen, ein- oder zwei Stunden andauernden Gewittern verursacht werden, und Hochwasser in kleineren Flusseinzugsgebieten ist den Studienergebnissen zufolge also künftig noch mehr zu rechnen. Dass dem so ist, zeige sich auch schon in den heimischen Überflutungsdaten. "So etwas produziert aber kein Hochwasser in der Donau", sagte Blöschl.
Angesichts der steigenden Intensität kurzer Starkregenfälle müssen Schutzmaßnahmen gezielt angepasst werden. Denn: Die kurzen Starkniederschläge nehmen mit der Erderwärmung im Schnitt im gesamten Bundesgebiet in ihrer Intensität zu, so der Hydrologe.
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