Humorvoller Freigeist: Bio-Philosoph Franz M. Wuketits ist tot

Humorvoller Freigeist: Bio-Philosoph Franz M. Wuketits ist tot
Der österreichische Evolutionsbiologe und Wissenschaftsautor starb im Alter von 63 Jahren.

Der Wiener Zoologe, Evolutionsbiologe und Wissenschaftstheoretiker Franz M. Wuketits ist tot. Er starb bereits am 6. Juni nach langer schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren.

Wuketits promovierte 1978 an der Universität Wien und habilitierte sich ebendort 1980 für Wissenschaftstheorie mit besonderer Berücksichtigung der Biowissenschaften. Von 1987 bis 2004 war er Lehrbeauftragter für Philosophie der Biologie an der Universität Graz. Lehraufträge und Gastprofessuren nahm er an der Technischen Universität Wien und in Palma de Mallorca wahr.

Mehr als 500 wissenschaftliche Veröffentlichungen hat Wuketits vorgelegt, darunter 41 Bücher. Neben einer großen Bandbreite an naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen zeigte er auch einen Hang zum Literarischen, dem er 2015 mit dem Buch "Mit Pessoa in den Baumarkt" humorvoll Ausdruck verlieh.

Pessimist mit Humor

Wuketits' unverkennbaren Humor hob auch KURIER-Kolumnist Guido Tartarotti in einem Kurznachruf hervor: "Wer das Glück hatte, mit Wuketits sprechen zu dürfen, bekam viel zu lachen. Wuketits war im Grunde genommen Pessimist – er sah die Entwicklung der Menschheit skeptisch. Aber er verlor dabei nie seinen Humor. Egal, ob er den modernen Regulierungs- und Sicherheitswahn verspottete, die 'nicht artgerechte Menschenhaltung' in anonymen Massenstädten aufs Korn nahm, oder sich über die durch politische Korrektheit neutralisierte, ausdruckslose Sprache lustig machte – er tat es  mit schalkhaftem, ansteckenden Witz."

Evolution, Religion, Gesellschaft

Wuketits verstand es, große gesellschaftliche Themen wissenschaftlich zu bearbeiten, und doch einem breiteren Interessentenkreis zugänglich zu machen. Das zeigte sich in Buchtiteln wie "Lob der Feigheit", "Was Atheisten glauben" oder: "Wie viel Moral verträgt der Mensch?" Auch mit der Evolution menschlicher Nahrung befasste sich der 1955 in Parndorf geborene Wissenschafter, in dem Buch: "Wie der Mensch wurde, was er isst." 2015 stellte er in einer seiner letzten Veröffentlichungen die Frage: "Mord. Krieg. Terror. Sind wir zur Gewalt verurteilt?"

Bereits 1981 wurde Wuketits mit dem Österreichischen Staatspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. Er war ordentliches Mitglied der naturwissenschaftlichen Klasse der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und seit 2002 Vorstandsmitglied des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung.

Unverbesserlicher Freigeist

"Er war ein blitzgescheiter, umfassend gebildeter Intellektueller, von dem man unglaublich viel lernen konnte, ein Wiener Original, dem es schwer zu schaffen machte, dass man in den Kaffeehäusern nicht mehr rauchen durfte, ein unverbesserlicher Freigeist, der sich gegen jede Form der Bevormundung zur Wehr setzte",  heißt es im Nachruf des Humanistischen Pressedienstes Deutschland (HPD).

Wuketits war nicht zuletzt Mitbegründer der Initiative "Mein Veto", die sich gegen eine zunehmende Beschneidung bürgerlicher Freiheiten und Bevormundung durch den Staat richtet.

Im HPD wird der Verstorbene als "fanatischer Büchernarr, der stundenlang in einem Antiquariat verbringen konnte" beschrieben, als "wunderbar komischer Kauz, der erst am späten Abend wach wurde (weshalb er nur selten Seminare vor 18.00 Uhr abhielt), ein echter Schlawiner, der die Menschen mit seinen pfiffigen Formulierungen immer wieder zum Lachen bringen konnte."

Lachen

"Lachen ist wie Stoffwechsel –  zu wenig davon führt zu seelischer Verstopfung", sagte Wuketits in einem KURIER-Interview, und: "Die wahre Kunst des Lachens besteht darin, über sich selbst lachen zu  können."

Mit Wuketits starb ein "hoch origineller Wissenschaftler und ein freundlicher, warmherziger Mensch", heißt es im erwähnten Kurznachruf des KURIER.

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