Social-Media-Verbot in Österreich? "Wir lassen Kinder unbegleitet"

Elke Höfler bei ihrem Besuch in der ZiB2.
Medienpädagogin Elke Höfler sprach in der ZiB2 über Altersgrenzen, eine Art Social-Media-Führerschein und schwierige Verbote.

Die psychische Gesundheit junger Menschen ist global mehr und mehr belastet, dazu tragen auch die Sozialen Medien ihren Teil bei. Immer mehr Studien sehen einen Zusammenhang zwischen langer Social-Media-Nutzung bei und psychischen Problemen oder Lernschwierigkeiten. Und immer mehr Länder wollen Social-Media für Jugendliche verbieten oder einschränken.

Griechenland wird ab Ende Oktober das erste Land der EU sein, das den Zugang zu Sozialen Medien für Minderjährige verbietet. Die Altersgrenze wird auf 16 Jahre festgesetzt. Umgesetzt werden soll dieser Schritt mithilfe der staatlichen App "Kids Wallet" - diese soll automatisch die Nutzung der bei den Kids beliebten Plattformen wie TikTok, Instagram, Facebook und X auf Geräten blockieren, wo sie als minderjähriger Nutzer registriert sind.

Medienpädagogin in der ZiB2

Ähnliche Forderungen stellte auch schon Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, auch andere Länder wollen nachziehen. In der ZiB2 am Mittwoch-Abend war zu diesem Thema die Medienpädagogin Elke Höfler von der Universität Graz zu Gast. 

Medienpädagogin Höfler: "Führerschein für Social Media"

Höfler spricht sich dafür aus, dass die aktuell gültige Altersgrenze von 14 Jahren auch tatsächlich eingehalten wird. "Jugendliche brauchen einen gewissen Schutzraum", so die Pädagogin und bringt als Beispiel den Führerschein: "Wir lassen niemanden in den Straßenverkehr, der eigene Regeln hat, ohne dass es eine Theorie und eine Praxisprüfung gibt und auch ein gewisses Training." In Social Media gebe es eben keine Regeln. "Und wir lassen Kinder und Jugendliche unbegleitet und ohne ein Training in diese Welt hinein." Daher müsse es für Social Media so etwas Ähnliches wie einen Führerschein geben.

Das Problem sei, dass man schon das aktuelle Verbot ab 14 Jahren nicht kontrollieren könne. "Was wir definitiv brauchen, ist eine Ausbildung für die Kinder und die Jugendlichen, auch für die Eltern, die als Vorbilder fungieren sollten." Zentral sei es zu Reflektieren, gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz, "wo viel mehr falsche und gefälschte Inhalte vorhanden sind."

Keine Kontrolle auf Social Media

Grundsätzlich ist Höfler aber vorsichtig, wenn es um Verbote geht. Womit sie wieder bei einer Art Führerschein ist. "Bei Jugendlichen haben wir tatsächlich die Herausforderung, dass durch Bilder, die in Social Media vorhanden sind, falsche Vorbilder - Treadwives oder Skinny Talks - die Identitätsbildung auch noch dazu zusätzlich negativ beeinflusst wird."

Social-Media-Verbote auf dem Vormarsch

In den Sozialen Medien haben man zudem keine Kontrollinstanz, wie das in vielen anderen Bereichen der Fall sei. "Wir haben Inhalte, die in ideologischer Weise beeinflussen, die nicht als solche gekennzeichnet sind. Wir haben Kanäle, die sich von ganz harmlosen zu radikalisierten Inhalten weiterentwickeln. Man scrollt, man wischt. Es kommen Inhalte in das Gedächtnis, die so nebenbei wahrgenommen werden und die einfach nicht reflektiert werden. Und ich glaube, da ist auch eine große Herausforderung."

Daher sei es etwa eine Möglichkeit die Schülerinnen und Schüler direkt an den Schulen zu greifen und dort eine Art Führerscheinprüfung zu machen. "Weil ganz ehrlich, wenn das Verbot bis 16 geht, was passiert dann mit den Jugendlichen, die dann mit 16 auf die Social Media Welt losgelassen werden?", so Höfler. Klar sei natürlich auch, dass derartige Verbote schwer bis gar nicht zu kontrollieren sind. 

Sie selbst würde jedenfalls eine App, wie sie in Griechenland geplant ist, auch auf dem Handy ihres Kindes installieren. "Ich würde mit einem Kind vorab darüber sprechen, was Social Media ist und das Kind in die Welt von Social Media hineinführen."

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