Mörderisches Schwammerl: Woran man den Knollenblätterpilz erkennt

Schon der Verzehr von 50 Gramm des Grünen Knollenblätterpilzes ist lebensgefährlich.
Die Schwammerlsaison läuft – das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen bot ideale Bedingungen für Parasol, Eierschwammerl und Steinpilz. Nicht immer sind die Fundstücke jedoch das, wofür man sie hält. In Deutschland schlug etwa kürzlich die Medizinische Hochschule Hannover Alarm – seit Anfang August mussten bereits sechs Personen auf der Intensivstation behandelt werden, eine davon ist verstorben, bei einer weiteren muss eventuell die Leber transplantiert werden.
In Australien starben Anfang August drei Menschen nach dem Verzehr eines Pilzgerichts, in dem ein Knollenblätterpilz verarbeitet war.
Auch in Österreich treten jedes Jahr einzelne Vergiftungen auf – immer wieder auch mit dem gefährlichen Knollenblätterpilz. Eine österreichweite Statistik über die Häufigkeit der Pilzvergiftungen gibt es allerdings nicht. Vielen sei nicht bewusst, wie gefährlich Pilze sammeln sein kann, weshalb Warnungen oft nicht ausreichend ernst genommen werden, meint Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der Hannover Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. "Auch Apps oder Pilzbücher schützen nicht vor Verwechselung." Eine unzureichende Kenntnis der einzelnen Pilzarten kann schnell zu Vergiftungen und Leberversagen führen.
1946 starben etwa 50 Menschen in Berlin nach dem Verzehr des Grünen Knollenblätterpilzes. Auch der Weiße sowie der Kegelhütige Knollenblätterpilz verschulden jedes Jahr Todesfälle.
Aktueller Stand: Pilzkenner sollten moderne Bestimmungsbücher zuziehen. In älteren werden mitunter Pilze als essbar deklariert, die heute als ungenießbar gelten.
Toxische Proteine: Verantwortlich für die enorme Giftigkeit des Knollenblätterpilzes sind bestimmte Eiweiße, die vornehmlich Leber und Niere angreifen.
10 bis 12 Stunden nach dem Konsum setzen erste Symptome ein. Wichtige therapeutische Maßnahmen sind die Magenspülung zur Entfernung von Resten des Giftes.
Im Notfall: Bei Verdacht berät die Vergiftungsinformationszentrale rund um die Uhr unter 01 406 43 43.
Gefährlichster Giftpilz Österreichs
Der Knollenblätterpilz ist für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich – er der gefährlichste Giftpilz in Österreich. Bereits eine Pilzmahlzeit mit 30 Gramm Knollenblätterpilzen kann tödlich verlaufen. Sein Gift wirkt erst mehrere Stunden nach dem Verzehr, wurde dann aber bereits im ganzen Körper aufgenommen.
Erste Anzeichen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall – ähnlich einer Magen-Darm-Infektion. Manchmal treten auch gar keine Beschwerden auf oder sie bessern sich, obwohl es bereits zu schweren Leberschäden kommt. Diese Schädigung der Leber tritt typischerweise nach ein bis zwei Tagen auf. Sie kann von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen begleitet werden. "Im schlimmsten Fall stellt die Leber ihre Funktion ein, sodass nur noch eine Lebertransplantation das Leben der Patienten retten kann", sagt Cornberg.
➤ Mehr lesen: Schwammerl und Pilze: Wann darf was gesammelt werden?
Das Pilzgift schädigt die Leber
Erfolgt keine Behandlung führt das Pilzgift innerhalb von drei bis sieben Tagen zum Tod. Aber auch trotz Therapie kann die Leberfunktion dauerhaft geschädigt sein, eine Lebertransplantation notwendig werden oder im schlimmsten Fall kann die Vergiftung tödlich enden.
Treten nach dem Verzehr eines Pilzgerichts Verdauungsprobleme oder andere Symptome auf, sollte man – auch bei leichten Symptomen – zur Abklärung ein Spital aufsuchen. Am besten ist, Reste des Pilzgerichts mitzunehmen, damit festgestellt werden kann, um welchen Pilz es sich handelt.
Nicht auf Apps allein verlassen
Der giftige Knollenblätterpilz wächst von Juli bis November in Laub- und Laubmischwäldern. Zu erkennen ist er an einem drei bis 15 Zentimeter breiten Hut, der glockig bis schirmartig ausgebreitet ist. An der Unterseite befinden sich weiße Lamellen. Die Farbe des Giftpilzes ist grün, grün-gelb oder weiß.
Vor dem Verzehr sollten gefundene Pilze von einem Pilzsachverständigen bestimmt werden. Auf Apps, die bei der Bestimmung von Pilzen helfen, solle man sich nicht verlassen. Sie basieren meist auf Fotos und erfordern ein bestimmtes Grundwissen über die Pilzarten, etwa darüber, was Lamellen oder Röhrenpilze sind sowie eine regionale Kenntnis, um den Standort zu bestimmen.
Kommentare