Welt-Sepsis-Tag: Gefährliche Dimension vielen nicht bewusst

Rod shaped bacteria
Weltweit geht ein Viertel aller Todesfälle auf Blutvergiftungen zurück. Auch schwere Covid-19-Erkrankungen äußern sich als virale Sepsis.

Geschätzt rund 28.000 Sepsis-Erkrankungen gibt es jedes Jahr in Österreich, etwa 6.700 Betroffene sterben daran. "Damit gehört Sepsis zu den häufigsten Todesursachen in Österreich", informiert die Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September. Gefordert sei Aufklärung, Prävention und Früherkennung zu verbessern.

Elf Millionen Todesfälle pro Jahr

Weltweit ist Sepsis - landläufig auch als "Blutvergiftung" bezeichnet - laut WHO für elf Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich, das entspricht etwa einem Fünftel aller Verstorbenen, berichtete ÖGARI-Präsident Klaus Markstaller in einer Aussendung. "Die Dimension ist vielen nicht bewusst."

"Der aktuellen medizinischen Definition zufolge entsteht eine Sepsis dann, wenn eine überschießende Immunantwort des Körpers auf eine Infektion auch Organe schädigt", erläuterte Eva Schaden, Stellvertreterin für den Bereich Intensivmedizin der ÖGARI. "Eine Sepsis kann zu Schock und Multiorganversagen führen, insbesondere, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und unmittelbar behandelt wird." Auch die schwere Erkrankungsausprägung bei Covid-19 könne als virale Sepsis verstanden werden.

Die Ursachen einer Sepsis sind äußert vielfältig. Sie reichen von - aktuell besonders bedeutsam - viralen Infektionen wie zum Beispiel einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 oder Infektionen aus unklarer Quelle bis hin zu Hirnhaut- und Lungenentzündungen. "Unter bestimmten Umständen kann sich aus jeder banalen Infektion eine Sepsis entwickeln, deswegen ist das Krankheitsrisiko insgesamt so hoch", betonte Schaden.

Welt-Sepsis-Tag: Gefährliche Dimension vielen nicht bewusst

Unspezifische Anfangssymptome

Der häufig zitierte "rote Strich am Arm" ist übrigens kein Sepsis-Hinweis. Vielmehr sind es zunächst eher allgemeine Symptome wie Fieber und/oder Schüttelfrost, eine erschwerte, schnelle Atmung oder Verwirrtheit und verwaschene Sprache und ein massives Krankheitsgefühl.

"Diese unspezifischen Anfangssymptome zeigen, dass nicht nur die Grippe und der grippale Infekt nicht immer leicht von einer Covid-19-Erkrankung zu unterscheiden sind, sondern eben auch die Sepsis, das sollte in der aktuellen Diskussion stärker berücksichtigt werden", betonte Schaden. Die Pandemie habe viele Menschen auch bezüglich der richtigen und effektiven Händehygiene sensibilisiert, das müsse unbedingt auch in Hinblick auf die Sepsis-Prophylaxe beibehalten werden.

"Durch intensive Informationstätigkeit ist es inzwischen allgemein bekannt, dass bei typischen Covid-19-Symptomen wie Fieber, Husten oder Kurzatmigkeit die Hotline 1450 angerufen werden soll. Genauso selbstverständlich sollte es werden, dies auch bei Symptomen einer Sepsis zu tun", sagte Schaden.

Bewusstsein steigern

Die ÖGARI fordert gemeinsam mit anderen Organisationen die Etablierung eines "Nationalen Aktionsplan Sepsis" als ein bundesweites Gesundheitsziel. Dieser solle zu mehr Bewusstsein für die Erkrankung, zu einer verbesserten Früherkennung und zur Etablierung optimaler Rahmenbedingungen für Diagnose und Management der Sepsis beitragen. Ein wichtiges Element ist dabei die Erhebung valider Daten über Häufigkeit und Sterblichkeitsrate der Sepsis für Österreich, sagte ÖGARI-Präsident Markstaller.

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