Wechseljahre erhöhen Diabetesrisiko: Wie Frauen vorbeugen können
Mit dem Eintritt in die Menopause erfährt der weibliche Stoffwechsel umfassende Umstellungen. Die abfallenden Hormonspiegel begünstigen die Bildung von Bauchfett, fördern eine Insulinresistenz und verschlechtern das Lipidprofil. Damit erhöht sich das Risiko für Typ-2-Diabetes sowie für Herz- und Lebererkrankungen. Diese Lebensphase ist keineswegs als Belastung zu verstehen, sondern als Möglichkeit, aktiv die eigene Gesundheit zu stärken, heißt es in einer Aussendung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Frauen könnten selbst viel dazu beitragen, ihren Stoffwechsel langfristig zu unterstützen.
Bereits während der Perimenopause – den Jahren vor der letzten Regelblutung – sinken die Östrogenwerte. Dadurch entsteht häufig mehr viszerales Fettgewebe im Bauchraum und die Empfindlichkeit gegenüber Insulin nimmt ab. „Diese Prozesse setzen ein, noch bevor klassische Risikomarker wie Cholesterin oder Blutdruck auffällig werden“, erläutert Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG und Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg. Frauen, deren Menopause besonders früh einsetzt – vor dem 45. Lebensjahr – haben nach internationalen Studien ein etwa 30 Prozent höheres Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Auch Frauen, die früher einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, sollten die Wechseljahre nutzen, um ihren Stoffwechsel intensiv prüfen zu lassen. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Herz-, Leber- und Blutzuckerwerte im Blick zu behalten und neue Präventionsroutinen zu etablieren“, betont die DDG-Präsidentin.
Was, wenn bereits Diabetes besteht?
Während der Perimenopause schwanken die Hormonspiegel stark – und damit oft auch der Blutzucker. Frauen mit Typ-1-Diabetes erleben häufig wechselnde Insulinanforderungen und weniger vorhersehbare Glukoseverläufe. Nach der Menopause bleibt der Bedarf an Insulin oft erhöht, weil der Stoffwechsel weniger flexibel reagiert. „Viele Frauen mit Typ-1-Diabetes entwickeln in dieser Phase Merkmale eines Typ-2-Diabetes. Das nennen wir ‚double diabetes‘“, so die Expertin aus Heidelberg.
Bei bereits bestehendem Typ-2-Diabetes kann die Stoffwechsellage in dieser Lebensphase ebenfalls instabiler werden. Durch den Wegfall des hormonellen Herzschutzes – vor allem des Östrogens – steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Trotzdem werden Frauen nach der Menopause laut Registerdaten seltener leitlinienkonform behandelt, besonders im Hinblick auf Blutfett- und Blutdrucktherapien.
Herz und Leber altern gemeinsam
Mit sinkendem Östrogenspiegel verändert sich auch die Fettverteilung im Körper – ein zentraler Risikofaktor für Fettlebererkrankungen. Die Häufigkeit der metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease (MASLD) steigt nach der Menopause deutlich an. Vorher sind Frauen nur halb so oft betroffen wie Männer, danach nähert sich die Häufigkeit jedoch stark an. „Besonders bei Frauen mit Insulinresistenz oder Diabetes sehen wir häufiger eine fortschreitende Leberfibrose“, berichtet Szendrödi.
Aus diesem Grund empfehlen Fachgesellschaften regelmäßige Screeninguntersuchungen, zunächst über Laborwerte und einfache Risikoscores, bei Auffälligkeiten ergänzt durch Ultraschall oder Elastografie. „Herz und Leber altern gemeinsam mit dem Stoffwechsel. Die Menopause ist der Moment, an dem Prävention neu ansetzen muss“, unterstreicht die DDG-Präsidentin.
Hormonersatztherapien können einzelne Stoffwechselprozesse positiv beeinflussen, eignen sich jedoch nicht für jede Frau und erfordern eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung. Besonders relevant bleibt ein aktiver Lebensstil. „Wichtiger als Hormonersatzpräparate bleibt Bewegung“, sagt Szendrödi. „Muskeltraining steigert die Insulinempfindlichkeit, senkt Blutzucker und schützt Herz und Gefäße – nachhaltig und ohne Nebenwirkungen.“
Was Frauen tun können
- Werte im Blick behalten: regelmäßige Checks von Blutzucker, Blutfetten, Blutdruck und Leberwerten
- Aktiv bleiben: 2 bis 3 Mal pro Woche gezieltes Krafttraining, kombiniert mit Ausdauersport
- Ernährung optimieren: viel Gemüse, Ballaststoffe und pflanzliche Fette, wenig Zucker und Fertigprodukte
- Schlaf und Stress beachten: gute Schlafqualität und Stressabbau stärken den Stoffwechsel
- Medizinisch beraten lassen: hormonelle Behandlungen bei Bedarf individuell prüfen
Kommentare