Schwindel, Kopfschmerz, Unwohlsein: Welche Musik gegen Reiseübelkeit hilft

Bub erbricht im Flugzeug.
Musik kann Beschwerden, die bei Auto-, Schiffs- oder auch Flugreisen auftreten, womöglich lindern. Doch welche Hits lassen Betroffene aufatmen?

Sie können jede Reise per Bus, Bahn, Auto, Schiff oder Flugzeug zur Tortur machen: Reiseübelkeitssymptome wie Schweißausbrüche, Schwindel, Kopfschmerz – im schlimmsten Fall Erbrechen.

Für Betroffene ist guter Rat teuer. Chinesische Forschende beschreiben in einer neuen Studie den möglichen therapeutischen Nutzen von Musik. Demnach soll das Abspielen bestimmter Klänge Betroffene bei der Regeneration unterstützen.

Kann Musik bei Reiseübelkeit helfen?

Um potenzielle Effekte zu testen, provozierte die Forschungsgruppe der Southwest University in Chongqing mithilfe eines speziell kalibrierten Fahrsimulators bei 30 Probandinnen und Probanden Symptome der Reisekrankheit, auch Kinetose genannt. Infolge spielte man den Teilnehmenden verschiedene Arten von Musik vor, während diese versuchten, sich von den Beschwerden zu erholen.

Fröhliche und safte Musik zeigte die beste lindernde Wirkung. Auch leidenschaftliche Rhythmen hatten potente Effekte, während traurige, melancholische Klänge sogar noch weniger wirksam waren als keinerlei musikalische Beschallung. Die Kontrollgruppe, der keine Musik vorgespielt wurde, berichtete konkret von einem Abflachen der Symptome um 43,3 Prozent, während diejenigen, die traurige Musik hörten, nur eine Verringerung um 40 Prozent angaben.

Entspannung und Ablenkung als potenzielle Wirkmechanismen

Die Wirkungen spiegelten sich auch in Messungen der Hirnaktivität, die man bei den Teilnehmenden mittels Elektroenzephalografie (EEG) durchführte. Aus den EEG-Daten sei ablesbar, dass zarte Musik die allgemeine Anspannung Betroffener – und damit auch einen möglichen Symptomverstärker – abbaut. Beschwingte Musik könnte wiederum ablenken, indem sie das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert. Traurige Musik könnte unterdessen einen gegenteiligen Effekt haben, indem sie negative Emotionen und das allgemeine Unwohlsein verstärkt

"Die Reisekrankheit beeinträchtigt das Reiseerlebnis vieler Menschen erheblich und bestehende pharmakologische Interventionen haben oft Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit", erklärt Studienleiter Qizong Yue in einer Aussendung zur Studie aus dem Fachblatt Frontiers in Human Neuroscience. Musik stelle hingegen "eine nicht-invasive, kostengünstige und personalisierte Interventionsstrategie dar". 

Yue betont allerdings, dass weitere Forschungen notwendig seien, um die Ergebnisse zu prüfen. "Die größte Einschränkung dieser Studie ist die relativ geringe Stichprobengröße", so Yue. "Diese Einschränkung führt zu einer begrenzten Aussagekraft."

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