Wanderschuhe statt Bildschirm: Wie man Kinder für die Natur begeistert

Es wird wieder mehr gewandert, vor allem Familien mit Kindern und Jugendlichen suchen die Natur als Ausgleich zu Smartphone, Tablet und Konsolen. Viele sehnen sich nach Ruhe, nach Einfachheit und wollen von digitalen Einflüssen wegkommen, meint Bergführer Gerhard Mössmer vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV). „Wir beobachten einen starken Zuwachs bei unseren Mitgliederzahlen. Vor allem Kinder profitieren vom Wandern. Sie entwickeln dabei ein Bewusstsein für die Natur, es fördert koordinative Fähigkeiten, wie Balancieren und Gleichgewicht, sowie soziale Kompetenzen, indem man sich etwa gegenseitig hilft“, betont Mössmer. Auch das Risikobewusstsein wird beim Wandern in den Bergen oder in der Ebene gestärkt.
Warum man nicht auf der Forststraße gehen sollte
Wer mit Kindern wandert, sollte sich aber den Spruch „Der Weg ist das Ziel“ vor Augen halten. Es gehe nicht darum, die höchsten Gipfel zu erklimmen, sondern die Kinder für die Wälder und Berge zu begeistern und die Route so zu gestalten, dass sie auch für die Jüngsten spannend ist. „Viele Eltern meinen, entlang einer Forststraße zu gehen, sei einfacher als auf Wanderrouten. Für Kinder ist das oft aber sehr langweilig. Besser ist, sich einen Rundweg zu suchen, damit man nicht den gleichen Weg zurückgehen muss, vielleicht mit einem Bach, wo man über Steine springen kann, und wo am Ende eine Hütte für die Jause wartet“, rät Mössmer. Bevor es losgeht, brauche es aber eine gute Planung, die dem Alter und dem Level der Kinder entspricht. Mössmer: „Bei einer Wanderung mit der Familie begleiten Erwachsene die Kinder, nicht umgekehrt – das ist wichtig für die Erwartungshaltung, die man hat. Man sollte sich die Route vorher gut überlegen und so planen, dass es nicht zu einer Überforderung kommt“.
Hilfreich sind Abbruch- oder Ausweichmöglichkeiten, „bei denen man bei Bedarf abkürzen kann – je nach Müdigkeit“, so Mössmer. Zusätzlich sollten auch der Wetterbericht, die Weglänge und die Höhenmeter in die Planung einfließen und zum eigenen Können passen. Regelmäßige Spiel- und Esspausen sorgen für Energie – anders als Erwachsene erholen sich Kinder auch beim Spielen.
Johannisbachklamm
Nach ca. einem Kilometer durch die Klamm (Stiegen und Brücken dürfen verlassen und die Füße abgekühlt werden!) warten mehrere Wanderrouten in unterschiedlicher Länge. wuerflach.at/klamm
Naturpark Hohe Wand
Mit Forscherheft und Karte geht’s auf zu einer Schatzsuche. Auf dem Weg kann man in Wildtiergehegen Hirsch und Steinbock beobachten. Unterschiedliche Routen.
www.naturpark-hohewand.at
Nationalpark Thayatal
100 km Wander- und Radwege in unterschiedlichen Schwierigkeiten warten darauf entdeckt zu werden. Highlight: Wildkatzenwanderweg und Wildkatzenfütterung.
np-thayatal.at
Peilstein-Erlebnisweg
Der Peilstein gilt als Kletterparadies im Wienerwald. Entlang mehrerer Stationen wird am Erlebnisweg das Thema Klettern aufbereitet. Start beim Ehemaliger Mostheuriger Karner in Nöstach. wienerwald.info
Suchspiele und Ausstattung für Familienwanderungen
Mehr Spaß macht es in einer Gruppe mit Gleichaltrigen. Als Motivation zwischendurch helfen Suchspiele, beispielsweise nach Markierungen, Steinen oder Tannenzapfen. Viele Regionen bieten mittlerweile Erlebniswege, um Familien auf den Berg zu locken – Bergführer Mössmer freut sich zwar über jeden, der dadurch zusätzlich an die frische Luft kommt, „normale Wanderwege sind aber auch sehr gut“.
Eine besondere Ausstattung braucht es für Familienwanderungen übrigens nicht – nur Schuhe mit stabiler Sohle, etwa leichte Hiking-Wanderschuhe, die vorher getestet werden sollten, sowie ausreichend Proviant und Sonnenschutz. Für ein besonderes Abenteuer empfiehlt Mössmer eine Wanderung mit Übernachtung auf einer familienfreundlichen Hütte.
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