Warum Kopf und Bauch?
Vor allem bei Kopf- und Bauchschmerzen seien auch psychische Auslöser möglich. „Schon Kleinkinder projizieren fast alles auf Kopf oder Bauch. Sie haben zu diesen beiden Regionen am ehesten einen Bezug. Bei Jugendlichen kann es auch an anderen Stellen zu somatoformen Beschwerden kommen, etwa zu Rücken- oder Beinschmerzen“, sagt Kerbl.
Merken Eltern, dass Kopf- oder Bauchschmerzen über mehrere Wochen immer wieder auftreten, sollten sie diese zunächst beim Kinderarzt abklären lassen. „ Praktisch alle Kinder bis 14 Jahre haben schon einmal Kopfschmerzen erlebt. Bei einmaligen Kopf- oder Bauchschmerzen können Wetterwechsel, Überlastung, Kreislaufprobleme oder ein beginnender Virusinfekt mögliche Ursachen sein. Hier können Schmerzmittel helfen, treten die Beschwerden aber wiederholt auf, muss ich als Elternteil etwas tun“, so Kerbl. Das gilt auch, wenn Kopf- oder Bauchschmerzen von weiteren Symptomen wie Fieber oder Apathie begleitet werden oder so stark sind, dass ein Kind weint, oder schreit – dann braucht es eine akute Abklärung. Die möglichen Ursachen für die Beschwerden sind zahlreich und müssen nacheinander ausgeschlossen werden. Bei Bauchschmerzen ist sehr häufig Verstopfung ein körperlicher Auslöser, aber auch Harnwegsinfekte, Blinddarmentzündungen oder Gallen- und Nierensteine, sogar eine Lungenentzündung können sich in Bauchschmerzen äußern. Kopfschmerzen können als Spannungskopfschmerz, bei Infekten bis hin zur Hirnhautentzündung oder Borrelieninfektion auftreten.
Körperliche und psychische Auslöser kommen in Frage
Kerbl: „Zunächst braucht es eine klinische Untersuchung. Findet man in Ultraschall, Röntgen, Blutbild etc. nichts, kann man bei beiden Symptomen an eine somatoforme Erkrankung denken. Wichtig ist, Kinder nicht in eine Schublade zu stecken – man muss beide Bereiche, den körperlichen und den psychischen, beleuchten.“
Werden psychische Ursachen vermutet, muss auch abgeklärt werden, was konkret die Beschwerden auslösen und wie man den Bereich verbessern könnte. Sehr häufig seien laut Kerbl Mobbing oder Cybermobbing, Probleme in der Familie, Schulstress, Leistungsdruck oder Depressionen. Neben Psychotherapie können Veränderungen, etwa Gespräche mit Eltern und Schule oder ein Schulwechsel, erforderlich sein. Ziel ist ein individuelles Behandlungsprogramm, mit dem die Ursache angegangen wird.
Wird keine körperliche oder psychische Ursache gefunden, können Akupunktur, homöopathische oder pflanzliche Präparate, Tapen oder Manualtherapie Linderung bringen. „Man muss den Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass man sie ernst nimmt, und darf die Beschwerden nicht abtun. Für jeden Patienten ist das Ziel, einen Weg zu finden, die Beschwerden loszuwerden“, sagt Kerbl.
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