Nur 20 Minuten Waldaufenthalt senkt Stresslevel

Frau sitz auf Baumstumpf im Wald
Wie wirkt sich Natur auf unser Wohlbefinden aus – und was passiert in der Stadt? Eine Studie der MedUni Wien liefert klare Antworten: Schon 20 Minuten im Wald senken messbar den Cortisolspiegel.
  • 20 Minuten im Wald reduzieren den Cortisolspiegel und damit den Stress signifikant.
  • Teilnehmer im Wald zeigten eine stabile positive Stimmung und weniger negative Emotionen als in der Stadt.
  • Die Studie hebt das Potenzial naturnaher Umgebungen für psychische Gesundheit und Stressreduktion hervor.

Die kontrollierte Interventionsstudie im Wienerwald untersuchte, wie sich kurze Aufenthalte in natürlichen versus urbanen Umgebungen auf die psychische Verfassung und den Stresslevel von Menschen auswirken. Das Forschungsteam setzte dabei auf einen Mix aus psychologischen Fragebögen und physiologischen Messungen: Vor und nach dem Aufenthalt wurde der emotionale Zustand der Teilnehmer erfasst sowie Speichelproben genommen, um das Stresshormon Cortisol - ein etablierter Marker für physiologischen Stress - zu analysieren.

Ruhe statt Action

Insgesamt nahmen 66 freiwillige Teilnehmer im Alter zwischen 19 und 58 Jahren an der Untersuchung teil. Die Rekrutierung erfolgte über persönliche Einladungen, Plakate und soziale Medien. Teilnahmeberechtigt waren Personen mit stabiler physischer und psychischer Gesundheit, ohne Medikamenteneinnahme, die das zentrale Nervensystem oder das Herz-Kreislauf-System beeinflusst.

Anschließend wurden sie nach dem Zufallsprinzip einer von vier Gruppen zugeteilt: drei Gruppen verbrachten jeweils 20 Minuten in unterschiedlich biodiversen Waldstücken (gering, mittel, hoch), während die vierte Gruppe in einer städtischen Umgebung verweilte. Der Aufenthalt war bewusst passiv gestaltet: Kein Sport, keine Gespräche, keine Handys – stattdessen stilles Sitzen und achtsames Beobachten der Umgebung. Ziel war es, die reine Wirkung der Umgebung auf Körper und Psyche zu erfassen – ohne zusätzliche Reize.

Um eine Beeinflussung durch die Umgebung vorab zu minimieren, erfolgte der Transport sogar mit abgedunkelten Fahrzeugen. Eine weitere Besonderheit der Studie war die Differenzierung der Waldgruppen nach Baumartenvielfalt: Reine Buchenwälder wurden mit Mischwäldern verglichen, in denen bis zu fünf Baumarten vorkamen. Diese Diversität war bewusst so gewählt, dass sie von den Teilnehmer visuell wahrgenommen werden konnte. Ziel war es, auch die Wirkung von Biodiversität auf das menschliche Empfinden zu erforschen – ein noch relativ neues Feld in der Umweltpsychologie.

Natur stabilisiert – Stadt stresst

Die statistische Auswertung der Studie ergab: Teilnehmende, die sich im Wald aufhielten, wiesen eine deutliche Abnahme des Stresshormons Cortisol von rund 4 auf 2 ng/mL auf, ein klarer Hinweis auf reduzierte Stressbelastung. Gleichzeitig blieb ihre positive Stimmung stabil, während sie bei den Teilnehmenden in der Stadtumgebung um rund 25 Prozent zurückging. Auch der negative Affekt nahm im Wald um etwa 12 Prozent  ab, was ein Zeichen für weniger belastende Emotionen ist. In der Stadtgruppe zeigten sich dagegen kaum Veränderungen. „Schon ein kurzer Aufenthalt im Wald kann die Stimmung heben“, betont Daniela Haluza von der MedUni Wien. Die Ergebnisse belegen laut Haluza das große Potenzial naturnaher Umgebungen für psychische Gesundheit und Stressreduktion.

Die Studie zeigt damit: Ein Aufenthalt in der Stadt kann innerhalb kurzer Zeit das emotionale Wohlbefinden spürbar senken – während der Wald zumindest vor diesem Effekt schützt. 

In weiteren Studien soll untersucht werden, welche Effekte längere Aufenthalte, unterschiedliche Waldtypen und saisonale Veränderungen auf das psychische Wohlbefinden haben. Auch multisensorische Naturerfahrungen – etwa Walddüfte oder Vogelstimmen – rücken zunehmend in den Fokus.

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