So gelingt Eltern und Kindern der Neustart nach der Volksschule

Viele Kinder fühlen sich beim Wechsel in eine höhere Schule nach der Volksschule gefordert, manche überfordert.
In zwei Wochen ist es soweit: Die Schule beginnt wieder. Für alle, die vor den Ferien die Volksschule abgeschlossen haben, heißt das: neue Klassenkollegen sowie Lehrerinnen und Lehrer, ein neues Gebäude und meist ein neuer Schulweg.
Das ist aufregend, kann aber auch Sorgen und Ängste auslösen. Werde ich mich zurechtfinden? Wie werden die Kinder sein? Wie ist es, viele verschiedene Lehrer zu haben? „Wie gut Kinder damit umgehen, hängt sehr stark mit den Erfahrungen zusammen, die sie bei früheren Wechseln gemacht haben, etwa vom Kindergarten in die Schule. Wurden diese Erfahrungen als schwierig erlebt, können diese Gefühle wieder stärker werden“, sagt Psychologin Luise Hollerer vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP).
Mehr Selbstständigkeit wird erwartet
Eine große Umstellung ist die größere Selbstständigkeit. Während in der Volksschule Lehrpersonen und Eltern oft sehr viel unterstützen, wird in höheren Schulen erwartet, dass Kinder selbstorganisiert sind. „Es kann sein, dass der Schulweg länger ist und mehrere Verkehrsmitteln erforderlich sind. Oder das Wissen darüber, was für welches Fach eingepackt werden muss. Kinder, die bis zum Ende er Volksschulzeit bereits in ihrer Selbstständigkeit ermutigt worden sind, haben einen Startvorteil“, betont Hollerer.
Ältere Kinder, die z. B. eine Klasse wiederholen oder nach der Unterstufe die Schule wechseln, können zwar auch Unsicherheiten erleben, kennen aber viele Anforderungen bereits. Sie wissen etwa, dass jede Lehrperson ein anderes Heft oder eine andere Mappe verlangt, oder dass Prüfungsmodalitäten verschieden sein können. „Gerade für Zehnjährige ist das aber eine gehörige Portion an Neuem“, so Hollerer. Es kann helfen, dass Kinder auch zuhause zu Selbstständigkeit ermuntert werden, indem sie etwa selbst ihre Badesachen einpacken oder überlegen, was in den Urlaub mit muss.
Je nachdem, wie gut die Schule und die Eltern den Übergang begleiten, kann die Eingewöhnung in einer neuen Schule bis zu einem Semester dauern. Eltern sollten hinhören, was ihre Kinder beschäftigt und versuchen, sie mit offenen Fragen dazu zu bringen, sich selbst Lösungen zu überlegen, rät Hollerer. Zum Beispiel: Bei welcher Person hast du das Gefühl, du kannst dich erkundigen? Neben wem möchtest du gerne sitzen? Was machst du, wenn du den Weg nicht findest? „Das Kind kann sich so die neue Umgebung selbst erarbeiten.“
"Lose aber kontinuierlich begleiten"
Eltern oder auch andere Personen aus dem Umfeld können erzählen, wie die Schulzeit bei ihnen war. Auch daraus kann das Kind Strategien ableiten. Hollerer: „Die Begleitung soll lose aber kontinuierlich sein, indem man etwa den Schultag nachbespricht.“ Eine große Sorge betrifft häufig Freundschaften. Auch hier kann man nachfragen, mit wem das Kind die Pausen verbringt oder bei Gruppenarbeiten zusammenarbeitet. Merkt man, dass es Unterstützung benötigt, kann helfen, Kinder nachhause einzuladen oder zeitnah in der Schule um Hilfe zu bitten. Zudem können auch Kontakte außerhalb der Schule weitergepflegt werden.
Nicht vergessen werden dürfe zudem, dass Lernen gelernt werden muss und in manchen neuen Fächern von Anfang an mitgelernt werden muss – möglichst selbstständig.
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