Rohmilchkäse: Vogelgrippevirus überlebt 60-tägige Herstellung

Im Unterschied zu pasteurisierter oder wärmebehandelter Milch wird Rohmilch weder erhitzt noch in der Molkerei anderweitig bearbeitet.
Die USA sehen sich seit geraumer Zeit mit einem Vogelgrippevirus-Ausbruch konfrontiert. Seit fast einem Jahr grassiert H5N1 dort unter Geflügel, aber auch Milchkühen. Hunderte Rinderherden waren bereits betroffen.
Ansteckung über kontaminierte Milch möglich?
Bisher galt eine Ansteckung über den Verzehr von pasteurisierter Milch und daraus hergestellten Milchprodukten als unwahrscheinlich. Immer wieder haben sich in den vergangenen Monaten in den USA auch Menschen mit der Vogelgrippe angesteckt – meist Landarbeiter nach regem Kontakt zu infiziertem Vieh. In manchen Fällen konnte der Infektionsweg nicht genau nachvollzogen werden.
Eine neue Untersuchung rückt Rohmilch als potenzielle Ansteckungsquelle in den Fokus.
In einer von der US-amerikanischen Lebensmittelüberwachungsbehörde (FDA) beauftragen Analyse von Rohmilchkäseproben konnte infektiöses Virus auch noch nach 60-tägiger Reifung nachgewiesen werden, wie die Forschungsgruppe der Cornell University berichtet. Man habe eine bemerkenswerte Stabilität des Erregers während des Produktionsprozesses nachvollziehen können.
Die Studie ist aktuell als Preprint verfügbar und wurde noch nicht von unbeteiligten Fachleuten überprüft.
Wiederholter Konsum könnte Infektion Vorschub leisten
Zwar sei nicht bekannt, ob die infektiöse Dosis des Virus für eine Ansteckung beim Menschen ausreiche. Bei wiederholtem Konsum könne sich das Risiko allerdings steigern. Im Unterschied zu herkömmlichen, pasteurisierten Milchprodukten wird die Milch bei Rohmilchprodukten nicht erhitzt und damit nicht vollkommen keimfrei gemacht.
Auch das Vogelgrippevirus lässt sich durch Pasteurisierung aus Milch entfernen. Die US-Seuchenschutzbehörde (CDC) rät seit vergangenem Jahr wegen des Vogelgrippevirus davon ab, Rohmilch zu trinken.
Keine Ansteckung über virushaltige Milch beim Menschen dokumentiert
Vonseiten der FDA heißt es, dass zuvor bei Testungen von für den Handel bestimmten gereiftem Rohmilchkäse und pasteurisierten Milchprodukten kein infektiöses Vogelgrippevirus gefunden worden war. Auch eine Ansteckung über den Verzehr sei bisher nicht dokumentiert. Allerdings gibt es Berichte über Fälle, in denen sich Katzen über den Verzehr von Rohmilch angesteckt haben.
Die FDA will die Situation laufend monitoren und weitere Untersuchungen einleiten.
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