EU-Verordnung: Wie viel Vitamin D aus Mehlwurm ist gesund?

EU-Verordnung: Wie viel Vitamin D aus Mehlwurm ist gesund?
Das UV-bestrahlte Mehlwurmpulver deckt den Tagesbedarf an Vitamin D nicht. Das Sonnenlicht bleibt die wichtigste Quelle.

Zusammenfassung

  • Neue EU-Verordnung erlaubt Einsatz von UV-bestrahltem Mehlwurmpulver in Lebensmitteln, begrenzt auf vier Prozent.
  • Sonnenlicht bleibt wichtigste Vitamin-D-Quelle, Ernährung liefert meist unzureichende Mengen.
  • Vitamin-D-Mangel häufig, besonders bei Kindern und bestimmten Risikogruppen; Test und Supplementierung können sinnvoll sein.

Ab sofort darf Mehlwurmpulver mit Extra-Vitamin-D in Brot, Käse und Kompott landen: Eine neue EU-Verordnung erlaubt den Einsatz von UV-bestrahltem Mehlwurmpulver aus den Larven des gelben Mehlwurms in zahlreichen Lebensmitteln. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt grünes Licht: Alles unbedenklich, solange die vorgegebenen Mengen eingehalten werden. Aber wieviel ist zuviel? Die Grenze liegt bei vier Prozent. So viel des neuartigen Mehlwurmpulvers ist in der EU in Lebensmitteln erlaubt.

Indes vermarktet das französische Unternehmen Nutri'Earth sein UV-Pulver, dessen Zulassung zunächst für fünf Jahre gilt, als weltweit einzige natürliche und nachhaltige Vitamin-D3-Quelle. Die Lebensmittelbehörde winkt jedoch ab: Zwar erhöht die UV-Bestrahlung der Larven den Vitamin-D3-Gehalt, eine neuartige Quelle sei das Pulver jedoch nicht.

Ähnlich äußert sich Markus Herrmann vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik der MedUni Graz. UV-angereicherte Lebensmittel seien längst etabliert – in Österreich werden etwa Zuchtpilze wie Champignons bereits seit Jahren künstlichem UV-Licht ausgesetzt. „Auch hier handelt es sich lediglich um eine Ergänzung, von einer echten Supplementierung kann keine Rede sein“, so der Experte.

Vitamin-D-Quellen jenseits von Mehlwürmern

Um seinen Vitamin-D-Haushalt auszugleichen, gibt es mehrere Möglichkeiten – allen voran natürliches Sonnenlicht. Idealerweise sollte die Haut täglich 10 bis 15 Minuten lang großflächig der Sonne ausgesetzt werden, etwa an Armen, Beinen oder dem Rücken. Das Gesicht allein reicht nicht aus. Zwar blockiert Sonnencreme die Vitamin-D-Produktion, dennoch sollte die individuelle Eigenschutzzeit der Haut nicht überschritten werden.

Auch die Ernährung kann zur Vitamin-D-Versorgung beitragen – allerdings nur in begrenztem Maße. Besonders fettreiche Fische wie Lachs oder Hering sind gute Quellen, während Leber, Eigelb und angereicherte Lebensmittel wie Margarine geringere Mengen liefern. Doch selbst mit einer ausgewogenen Ernährung lassen sich die empfohlenen 20 Mikrogramm pro Tag kaum erreichen, betont die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE): "Tatsächlich werden über die übliche Ernährung jedoch nur etwa 2 bis 4 Mikrogramm aufgenommen. Besonders in den Wintermonaten oder bei Menschen mit geringer Sonnenlichtexposition kann daher eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein."

Wann ein Vitamin-D-Test sinnvoll ist

Ob eine Supplementierung notwendig ist, lässt sich nur durch eine professionelle Laboranalyse feststellen. "Nur so erhält man verlässliche Werte", erklärt Herrmann. Besonders ratsam sei eine Überprüfung bei Schwangeren, Stillenden, älteren Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko sowie bei Personen mit Osteoporose, Nieren- oder Magenkrankheiten und Schilddrüsenerkrankungen. Auch Menschen, die sich überwiegend in Innenräumen aufhalten, sollten ihren Vitamin-D-Status im Blick behalten.

Mittlerweile zählen auch Kinder zu einer Risikogruppe: "In Mitteleuropa haben 62 Prozent der Kinder und Jugendlichen einen Vitamin-D-Mangel. Bei Männern sind es 38 Prozent, bei Frauen 28 Prozent", so Herrmann.

Welche Werte sind optimal?

Als grobe Orientierung gilt:

  • Ein Wert unter 50 Nanomol pro Liter (nmol/l) gilt als Mangel – hier wird eine Supplementierung dringend empfohlen.
  • Der optimale Bereich liegt zwischen 50 und 225 nmol/l. Wer sich am unteren Ende dieser Spanne bewegt, sollte eine engmaschige Kontrolle oder eine moderate Supplementierung in Betracht ziehen.
  • Werte über 500 nmol/l gelten als Überdosierung – diese sind jedoch äußerst selten und treten schon gar nicht durch den Konsum von UV-bestrahlten Mehlwürmern auf.

Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, da es – anders als andere Vitamine – vom Körper selbst gebildet werden kann. Die Hauptquelle ist die körpereigene Produktion in der Haut durch Sonnenlichteinwirkung (UVB-Strahlung), die einen weit größeren Beitrag zur Versorgung leistet als die Zufuhr über die Nahrung.

Allerdings ist diese Eigenproduktion von zahlreichen Faktoren abhängig: Breitengrad, Jahres- und Tageszeit, Wetter, Kleidung, Aufenthaltsdauer im Freien, Hauttyp und Sonnenschutzmittel beeinflussen die Menge des gebildeten Vitamin D.

Da die individuelle Versorgung stark schwanken kann, ist eine ausreichende Sonnenlichtexposition entscheidend. Wer regelmäßig Sonnenlicht auf unbedeckte Hautflächen bekommt, kann seinen Bedarf oft ohne zusätzliche Präparate decken.  

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